Luxemburg Stadt: seine Altstadtviertel und Festungen
Die Stadt Luxemburg (128.000 Einw.) ist die Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg.
Auf dem Bockfelsen, der sich in einer Flussschlaufe der Alzette erhebt, stand eine kleine Burg (lützel Burg; vgl. little), die der Stadt, dem Land und dem Adelsgeschlecht den Namen gab. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Burg ausgebaut; im Bockfelsen legten spanische und französische Besatzer ab dem 17. Jh. die unterirdischen Bock-Kasematten an.
Bei der Burg entstand die Stadt Luxemburg:
Im Alzette-Tal die Unterstadt (mit den Vierteln Pulvermühle, Grund, Clausen, Pfaffenthal). Sehenswert ist u. a. die Abtei Neumünster.
Auf dem Berg erstreckt sich die Oberstadt mit Liebfrauendom, Wilhelm- und Paradeplatz sowie einem kilometerlangen unterirdischen Kasematten- und Gangsystem (u.a. Petruss-Kasematten).
Die Stadt ist von einem Stadtmauer- und Festungsgürtel umgeben. Ein Beispiel ist Fort Thüngen (bzw. Dräi Eechelen) auf dem Kirchberg-Plateau am Ostufer der Alzette. Das Fort beherbergt das Festungsmuseum der Stadt Luxemburg (http://www.m3e.public.lu/) sowie das Museum für Moderne KunstGroßherzog Jean (https://www.mudam.com/de/), ein Werk des Architekten Ieoh Ming Pei.
Echternach (5.600 Einw.), die älteste Stadt Luxemburgs, liegt an der Sauer, die die Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland bildet. Die Altstadt umgibt das Reichskloster Echternach im Westen und Süden. Webseite: https://www.visitechternach.lu/de
Kanton: Echternach
Jahr: 1993–2011
Nr.: 413
Altstadt von Echternach
Zu den Sehenswürdigkeiten in der Altstadt zählen die Reste der Stadtmauer im Süden. Die im 2. Weltkrieg gesprengte und später wiederaufgebaute Alte Sauerbrücke ist ein Wahrzeichen der deutschen Nachbargemeinde Echternachbrück (1.000 Einw.). Die Echternacher Springprozession startete bis 1937 in Echternachbrück und führte über die Brücke.
Kloster von Echternach
Das Kloster wurde 698 durch den heiligen Willibrord gegründet. Die Christianisierung Luxemburgs (und Gebieten Deutschlands) erfolgte durch iroschottische Missionare. Echternach zählt zu den ersten iroschottischen Klöstern in Kontinentaleuropa.
In der romanischen Basilika (11. Jh.; nach Zerfall und Zerstörung wiederaufgebaut) befindet sich das Grab Willibrords.
Nordwestlich der Abtei liegt der Park der Orangerie (siehe Foto links); nordöstlich der Stadtgarten mit dem Rokoko-Pavillon (1765; Paul Mungenast). Webseite: https://www.visitechternach.lu/de
Echternacher BUchmalerei
Das Skriptorium und die Elfenbeinschnitzerei von Kloster Echternach brachten im Mittelalter Meisterwerke der Buchmalerei hervor. Erhalten haben sich u. a. die vier großen Evangeliare, die sich meist in UNESCO-Welterbestätten befinden oder für diese gedacht waren:
Ein frühes Beispiel ist das Trierer Evangeliar (8. Jh.). Es diente als Vorbild für die vier großen Evangeliare des 11. Jahrhunderts und befindet sich im Trierer Dom (Welterbe).
Speyerer Evangeliar (1046), das Kaiser Heinrich III. in Auftrag gab. Es wurde für den Hauptaltar des Speyerer Dom (Welterbe) hergestellt und befindet sich im spanischen Escorial (Welterbe).
Das Evangeliar von Echternach (1030–50) befindet sich in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Der Golddeckel des Prachteinbands wurde durch eine Elfenbeinschnitzer des „Echternacher Meisters“ ergänzt.
Rechts das Evangeliar Heinrichs III./Codex Caesareus (Digitalisat), das für den Goslarer Dom (Welterbe) gedacht war.
Die Riesenbibel ganz rechts steht für eine neue Schaffensphase unter Abt Reginbert (1051–81): Statt prächtiger Evangelienbücher schrieb Mönch Ruotpert eine schlichtere Bibeln mit großen Anfangsbuchstaben.
Altstadt und Burg von Vianden
Das Städtchen Vianden (2.200 Einw.) liegt direkt an der deutsch-luxemburgischen Grenze.
Die mauerbewehrte Altstadt besteht im Wesentlichen aus der Bebauung der Grand-Rue (N17). Das Victor-Hugo-Haus erinnert an den französischen Schriftsteller („Der Klöckner von Notre-Dame“), der in Vianden zwischen 1862 bis 1871 einige Zeit wohnte. Das Wohnhaus dient als Museum. Webseite: https://victor-hugo.lu/
Die Burg von Vianden oberhalb der Stadt gilt als größte Burg Luxemburgs und wurde nach Jahren des Zerfalls 1977 verstaatlicht und wieder aufgebaut. Sehenswert ist die Doppelkapelle (Unter- und Oberkapelle). An deren Stelle stand der Turm eines römischen Kleinkastells. Webseite: http://jengel.lu/unesco/ (frz.)
Kanton: Vianden
Jahr: 1993–2014
Nr.: 412
Ein Modell von Burg und Stadt steht im Luxemburgischen Burgenmodell-Museum in Clairvaux (siehe unten).
UNESCO-Weltnaturerbe in Luxemburg
Es gibt aktuell kein UNESCO-Welternaturerbe in Luxemburg.
UNESCO-Biosphärenreservat in Luxemburg
UNESCO-Biosphärenreservat Minett
Das UNESCO-Biosphärenreservat Minett (200 km²) nimmt den Südwesten Luxemburgs ein. Zu den elf Gemeinde zählt u. a. Esch an der Alzette (36.200 Einw.), die zweitgrößte Stadt Luxemburgs. Es handelt sich um ein ehemaliges Erzabbaugebiet. „Minette“ (frz.: „kleine Mine“) ist der Name eines Eisenerzes mit geringem Eisenanteil (ca. 30%), das in der Minette-Region abgebaut wurde.
Auf dem Titelberg (395 m) befand sich ein Oppidum (befestigte Siedlung) der Treverer; seit der Eisenzeit wurde dort Eisenerz abgebaut. In Rümelingen befindet sich das Nationale Museum der luxemburgischen Eisenerzgruben (http://www.mnm.lu/). Webseite: http://minett-biosphere.com/de/
Zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in Luxemburg zählt ein Dokument:
The Family of Man
Oberhalb der nordluxemburgischen Gemeinde Clerf (5.600 Einw.; lux.: Klierf; frz. Clervaux) thront Schloss Clerf, das drei Museen beherbergt.
ZUm UNESCO-Dokumentenerbe zählen die Exponate des ersten Museums: „The Family of Man“ ist eine Ausstellung, die der in Luxemburg geborene Edward Steichen 1951 für das New Yorker Museum of Modern Art entwarf. Sie bestand aus 503 Fotografien sowie mehreren Kurztexten. Die Aufnahmen sollen das menschliche Leben in all seinen Facetten zeigen: Spielende Kinder, erschossene Soldaten, fröhliche und traurige Menschen. Webseite: https://steichencollections-cna.lu/deu/collections/1_the-family-of-man
Die Exponate der zwei anderen Museen zählen nicht zum Weltdokumentenerbe, sind aber ebenfalls sehenswert:
Das Museum der ArdennenoffensiveClervaux erinnert an die gescheitere Gegenoffensive der Wehrmacht zwischen Dezember 1944 und Januar 1945. Rund 37.000 Menschen starben, etwa genauso viele gelten als vermisst.
Der luxemburgische Ort Clervaux ist nicht zu verwechseln mit Clairvaux in Nordost-Frankreich: ein ehemaliges Zisterzienserkloster, dessen bekanntester Bewohner Bernhard von Clairveaux (1090–1153) war.
Immaterielles Kulturerbe in Luxemburg
Das immaterielle Kulturerbe in Luxemburg zählt eine Kulturform.
Echternacher Springprozession
Die Echternacher Springprozession findet jedes Jahr nach Pfingsten statt. Um dem heiligen Willibrord die Ehre zu erweisen, tanzen die Teilnehmer*innen springend zur Echternacher Basilika, wo Willibrords Grab steht. Die Tradition ist wohl rund 1.000 Jahre alt. Die Schrittfolge ist jedem freigestellt; die bekannteste Schrittfolge (3 Schritte vor, 2 zurück) ist allenfalls eine Ausnahme. Vielmehr tanzen die meisten abwechseln nach links und rechts.