Zum UNESCO-Welterbe in NRW zählen sechs Welterbestätten:
der Aachener Dom mit dem Domschatz,
die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl,
der Kölner Dom,
die Zeche Zollverein in Essen,
das karolingische Westwerk und die Civitas Corvey bei Höxter
der Niedergermanische Limes am Rhein zwischen Bonn und Xanten.
Diese Stätten zählen zum Weltkulturerbe. Außerdem ist das UNESCO-Weltdokumentenerbe zweimal in Nordrhein-Westfalen vertreten. Weltnaturerbestätten gibt es in NRW bislang nicht.
Zum immateriellen Kulturerbe in NRW von lokaler und regionaler Bedeutung zählen insgesamt fünf Kulturformen.
Der geschichtsträchtige Aachener Dom war Krönungsstätte deutscher Könige. In der karolingischen Pfalzkapelle steht der Thron Karls des Großen, im gotischen Chor befinden sich kostbare Kunstwerke. Die Aachener Domschatzkammer beherbergt einen der wertvollsten Kirchenschätze der Welt; z. B. zählt das Liuthar-Evangeliar zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.
Schloss Augustusburg bei Brühl ist ein Meisterwerk des Rokoko. Vom Schlosspark mit seiner bunten Blumenpracht führt eine Allee durch ein Wäldchen zum Schloss Falkenlust. Einer der Gäste war Mozart.
Wahrzeichen der Stadt Köln ist der gotische Kölner Dom. Die riesige Kathedrale ist mit 6 Millionen Besucher*innen das meistbesuchte Welterbe Deutschlands. Zu den Sehenswürdigkeiten im Dom zählt der goldene Dreikönigenschrein, ein Meisterwerk gotischer Goldschmiedekunst. Vom Südturm hat man einen Ausblick auf die Kölner Altstadt.
Zum Welterbe in NRW zählt auch die Zeche Zollverein bei Essen. Sie ist eines der Symbole des Ruhrgebiets mit seinen Bergwerken und Stahlöfen. Eine monumentale Kathedrale aus Stahl ist die Zentralkokerei mit ihren Koksöfen. Das Gelände ist frei zugänglich.
An der Nordostgrenze von NRW steht Kloster Corvey inmitten der untergegangenen Stadt „Civitas Corvey„. Das karolingische Westwerk ist das besterhaltene seiner Art. Von Höxter kann man am Ufer der Weser zum Kloster spazieren.
Der Niedergermanische Limes erstreckte sich am Niederrhein. Er bestand nicht aus Wall und Graben, sondern aus Kastellen und Flottenstützpunkten der Rheinflotte (u. a. Köln) und Legionslagern (Xanten). Zu den Sehenswürdigkeiten in NRW zählen Köln (u. a. Römerturm, Römisch-Germanisches Museum) und v. a. der Archäologische Park Xanten.
Ehemalige Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in NRW
Externsteine (1984–96)
Die Externsteine sind eine Gruppe von 13 Sandsteinfelsen im Teutoburger Wald, die bis zu 47 Metern aus der Umgebung emporragen. Im Westen legte man 1837 den Wiembecketeich an (Oberer Teich); aus dem Wasser ragt der Grottenfels empor. Er ist durchlöchert von mehreren Grotten und einer Felsentreppe. Am Fuße des Grottenfelsen befindet sich das 5,5 m hohe Steinrelief, das die Kreuzabnahme zeigt. Die Höhenkammer im benachbarten Turmfels hat eine runde Öffnung, die zur Sommersonnenwende in Richtung der aufgehenden Sonne weist. Auf dem Wackelsteinfelsen ruht der Wackelfels, den man inzwischen mit Beton gesichert hat. Seit der Altsteinzeit lassen sich menschliche Spuren bei den Externsteinen nachweisen. Die Felsen und die Umgebung sind außerdem ein Naturschutzgebiet. Seit 2006 gelten die Externsteine als Nationales Geotop. Webseite: https://www.externsteine-info.de/
Festung Jülich (1993–96)
Nach einem verheerenden Stadtbrand im Mai 1547 ließ Herzog Wilhelm der Reiche die Festung Jülich erbauen. Architekt war der Italiener Alessandro Pasqualini. Die Festung bestand aus der Zitadelle Jülich und der Stadt Jülich. Die Zitadelle hatte vier Eckbastionen und in der Mitte ein Schloss. Nach zwei erfolgreichen Belagerungen (1610 und 1621) ergänzte man die Festung durch Vorwerke. Die Franzosen erbauten ab 1799 den großen Brückenkopf am Westufer der Rur. 1859–61 schleifte man die Festung. 1944–45 wurde Jülich zu 98 % zerstört und war damit eine der schwerstzerstörten Städte des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Krieg sprengte man Überreste der Zitadelle. An der Stelle des Schlosses steht das Gymnasium Zitadelle Jülich. Zu den besterhaltenen Relikten zählen die Bastionen und die Schlosskapelle. Webseite: http://www.juelich.de/schlossfestungzitadelle/
Die Zitadelle Jülich ist das älteste Beispiel eines „Palazzo in fortezza“ (Palast in einer Festung) in Deutschland. Sie zählt mit der Zitadelle Spandau (Welterbe-Kandidat 1984–96) zu den Renaissance-Festungen mit vier Bastionen; eine mit fünf Bastionen ist die einst stärkste Festung Mecklenburgs: Dömitz an der Elbe (1559–65. Sie beherbergt das Besucherzentrum des UNESCO-Biosphärenreservats „Flusslandschaft Elbe-Mecklenburg-Vorpommern“.)
UNESCO-Weltdokumentenerbe in Nordrhein-Westfalen
Liuthar-Evangeliar
Das Liuthar-Evangeliar (auch: Aachener Evangeliar) bildet mit anderen Schriften das UNESCO-Weltdokumentenerbe „Reichenauer Handschriften“ (2003). Sie sind Meisterwerke der ottonischen Buchmalerei und wurden auf der Klosterinsel Reichenau (UNESCO-Weltkulturerbe) hergestellt. Das Liuthar-Evangeliar ist in der Aachener Domschatzkammer ausgestellt. Webseite: https://www.aachener-domschatz.de/
Beethovens 9. Sinfonie
Zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in NRW zählt „Beethovens 9. Sinfonie“ (2001). Einige Dokumente (Digitalisat) sind im Beethoven-Haus in Bonn vorhanden (Webseite: https://www.beethoven.de/), andere in der französischen Nationalbibliothek, der größere Teil befindet sich in Berlin.
UNESCO-Weltnaturerbe in NRW
Bislang gibt es weder ein UNESCO-Weltnaturerbe in NRW noch ein UNESCO-Biosphärenreservat. Allerdings gibt es in NRW einen Nationalpark: die Eifel im Südwesten des Landes.
Immaterielles Kulturerbe in NRW
Man unterscheidet immaterielles Kulturerbe von:
lokaler Bedeutung: „Osterräderlauf in Lügde“, und die „Traditionelle Flussfischeri an der Mündung der Sieg in den Rhein“,
regionaler Bedeutung: „Rheinischer Karneval“, „Haubergswirtschaft im Siegerland“ und die „Anlage und Pflege von Flechthecken“,
bundesweiter Bedeutung, z. B. Flößerei oder Märchenerzählen. Sie sind eingetragen in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.
universeller Bedeutung. In die UNESCO-Liste („Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“) sind eingetragen: die Falknerei, die Genossenschaftsidee, Orgelbau und Orgelmusik sowie der Blaudruck.
Immaterielles Kulturerbe in NRW von lokaler Bedeutung
Von lokaler Bedeutung sind zwei immaterielle Kulturformen in NRW:
Immaterielles Kulturerbe in NRW von regionaler Bedeutung
Von regionaler Bedeutung sind drei immaterielle Kulturformen in NRW:
Rheinischer Karneval mit all seinen Varianten
Der Karneval gilt als fünfte Jahreszeit. Auf Karnevalssitzungen feiern die Jeck*innen dem Höhepunkt entgegen: dem Karnevalsumzug am Rosenmontag, der sich um 11:11 Uhr in Bewegung setzt. Dann regnet es Kamelle und Strüßjer (Süßes und Blümensträußchen)! Hochburgen des rheinischen Karnevals sind Bonn, Düsseldorf und vor allem Köln. Der Kölner Umzug ist der älteste (seit 1823) und größte Umzug Deutschlands mit rund 10.000 Zugteilnehmer*innen und Hunderttausenden von Narren und Närrinnen. In Köln-Ehrenfeld steht außerdem das größte Karnevalsmuseum Deutschlands (Webseite: https://koelnerkarneval.de/festkomitee/karnevalsmuseum). Webseite: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/rheinischer-karneval
Haubergswirtschaft im Siegerland und in angrenzenden Regionen
Das waldreiche Siegerland liegt im Südosten von NRW. Hauberge sind Eichen-Birke-Wälder, die die Bewohner*innen gemeinschaftlich bewirtschaften. Nach rund 20 Jahre fällt man den Stamm und belässt die Wurzel im Boden. Zwischen diesen betrieb man Schwendtbau (Getreideanbau) und Weidewirtschaft. Das Holz nutzte man zur Gewinnung von Holzkohle im Kohlenmeiler (siehe Foto) oder als Brennholz. Mit der Entdeckung von Steinkohle im Ruhrgebiet verlor die Haubergswirtschaft im 19. Jh. an Bedeutung. Webseite: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/bundesweites-93
Bei NRW denkt man an das Ruhrgebiet, wo die Zeche Zollverein Zeugnis des Bergbaus ist, der das Land geprägt hat. Aber NRW hat auch bedeutende Bauwerke der Römer (Xanten, Köln), des Mittelalters (Aachener Dom, Burgen im Bergischen Land) und eine hohe Dichte an Museen für moderne Kunst. Landschaftlich ist NRW sehr abwechslungsreich: Das flache Münsterland ist gut mit dem Rad zu erkunden; Bergisches Land oder Eifel laden zu Wandern ein und in Winterberg kann man dem Wintersport frönen.