UNESCO-Welterbe in Niedersachsen: 4 Sehenswürdigkeiten
UNESCO-Welterbe in Niedersachsen – Übersicht
So vielfältig wie das Land zwischen Harz und Nordsee ist das UNESCO-Welterbe in Niedersachsen. Es umfasst ein Weltnaturerbe und drei Weltkulturerbestätten:
Deutsches Wattenmeer (der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ist Teil dieses Weltnaturerbes)
Dom St. Mariä Himmelfahrt und Michaeliskirche in Hildesheim (Weltkulturerbe)
Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft (Weltkulturerbe)
Fagus-Werk in Alfeld (Weltkulturerbe)
Zum Welterbe in Niedersachsen zählen auch mehrere Dokumente, die Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes sind. Ein Großteil dieser Zeugnisse befindet sich in Göttingen und Wolfenbüttel.
Das immaterielle Welterbe in Niedersachsen zählt zwei Kulturformen von regionaler Bedeutung und zwei Kulturformen von lokaler Bedeutung.
Zum Weltnaturerbe Deutsches Wattenmeer zählt der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer zwischen Ems-Mündung im Westen und Cuxhaven im Osten. Im Watt liegen die ostfriesischen Inseln (z. B. Borkum, Juist, Norderney). Einige sind bis zu 10 km von der niedersächsischen Nordseeküste entfernt, andere kann man per Wattwanderung besuchen.
Der Hildesheimer Dom und die St. Michaeliskirche sind Meisterwerke ottonischer Kunst und Sakralarchitektur. In der Michaeliskirche hat sich eine große bemalte Holzdecke aus dem 9. Jahrhundert erhalten. Zu den Sehenswürdigkeiten im Hildesheimer Dom zählen die monumentale Bernwardstür, die Christussäule und der Tauendjährige Rosenstock.
Das Welterbe im Harz umfasst mehrere Stätten, z.B. die Altstadt Goslar mit der Kaiserpfalz. Oberhalb von Goslar befindet sich das Silberbergwerk Rammelsberg. Die Zeugnisse der Wasserwirtschaft, z. B. die Grube Samson, verteilen sich auf mehrere Stätten im Oberharz. Sehenswert im Kloster Walkenried ist der Kreuzgang. Mehr zum UNESCO-Weltkulturerbe Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft:
Das Fagus-Werk bei Alfeld an der Leine gilt als frühes Beispiel der Industriearchitektur im Bauhausstil. Bis heute werden in der Fabrik Schuhleisten hergestellt. Wer von Norden (Hannover oder Hildesheim) nach Alfeld fährt, passiert das markante Gebäude, das neben den Gleisen und nicht weit vom Bahnhof steht.
Ehemalige Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in Niedersachsen
Das Welterbe in Niedersachsen sollte durch vier Kandidaten ergänzt werden. Diese Bewerbungen werden nicht mehr weiterverfolgt. Unter den aktuellen Kandidaten für das UNESCO-Welterbe ist Niedersachsen nicht vertreten.
Artland – Landschaft mit Bauernhöfen ((1984–93)
Nördlich von Osnabrück, im Umland von Quakenbrück, liegt das Artland (ersterwähnt 1309). Es umfasst die Samtgemeinde Artland (Gemeindeverband auf 189 km²) und den Ort Gehrde. Die flache Landschaft ist geprägt durch Einzelhöfe, Wallhecken und einen Flickenteppich aus Äckern, Wiesen und Wäldchen; durchzogen von dem Fluss Hase und Entwässerungsgräben (Webseite: https://www.artland.de/). Durch die Kulturlandschaft führt die Artland-Route. Einen Abstecher lohnt das Museumsdorf Cloppenburg (Webseite: https://museumsdorf.de/).
Rathaus Lüneburg (1984–1993)
Das Lüneburger Rathaus wurde 1230 an der Westseite des Marktplatzes erbaut und über Jahrhunderte umgebaut und erweitert. Den Rathausgarten schließt nach Westen der Kämmereiflügel ab. Beeindruckend ist der Reichtum der unversehrten Innenausstattung: Gerichtslaube mit Malereien des Jüngsten Gerichts (um 1495); der große Fürstensaal und die reichverzierte Große Ratsstube (Renaissance). (Webseite: https://www.lueneburg.info/rathaus).
Die ehemalige Hansestadt Lüneburg wurde durch Salzhandel reich und blieb vom 2. Weltkrieg verschont. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Altstadt mit Deutschem Salzmuseum in der Saline, Salztherme und Kalkberg; moderne Architektur ist das Hauptgebäude der Universität Leuphana (Liebeskind). Eine besondere Kulturlandschaft ist die umgebende Lüneburger Heide (Webseite: https://www.lueneburger-heide.de/).
Wolfenbüttel (1984–93)
Die alte Residenz- und Garnisonsstadt Wolfenbüttel wurde 1118 erstmals erwähnt gegründet. Die gut erhaltene Altstadt wird vom Fluss Oker umflossen, ein Abschnitt heißt „Klein Venedig“. Schloss Wolfenbüttel ist das zweitgrößte Schloss Niedersachsens und die Marienkirche gilt sogar als erste protestantische Großkirche der Welt (1608–24, Paul Francke). Die Nordostecke der Altstadt nimmt die JVA Wolfenbüttel ein. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die barocke St. Trinitatis-Kirche, das Lessinghaus (1733) sowie bedeutende Reste der ab 1570 erbauten Festung (Bastionen, Stadtgraben, Kasematten).
Die 1572 gegründete Herzog-August-Bibliothek besitzt wertvolle Bestände, darunter mehrere Corvinen (UNESCO-Weltdokumentenerbe), ein Exemplar des Sachsenspiegels und des Tierepos Reineke Fuchs (Druck 1498). Webseite: https://www.wolfenbuettel.de/
Braunschweiger Löwe (1986–96)
Heinrich der Löwe ließ zwischen 1163 und 1181 die überlebensgroße Bronzefigur eines Löwen anfertigen, der auf einem Sockel steht. Sie ist eine der ältesten Großplastiken Europas und war ursprünglich vergoldet. Standort war und ist der Burgplatz in Heinrichs Residenzstadt Braunschweig. Der Löwe, der jetzt den Burgplatz bewacht, ist eine Kopie von 1980. Das Original ist seit 1989 in der benachbarten Burg Dankwarderode ausgestellt. Webseite: https://www.braunschweig.de/tourismus/ueber-braunschweig/sehenswuerdigkeiten/_burgloewe.php
Die Altstadt Braunschweig war einst die größte Fachwerkstadt Deutschlands. Sie erlitt im 2. Weltkrieg schwerste Zerstörungen, danach erfolgten weitere Abrisse; der Burgplatz (mit Braunschweiger Dom St. Blasii, Burg Dankwarderode und dem Braunschweigischen Landesmuseum) bildet eine der fünf Traditionsinseln.
UNESCO-Weltdokumentenerbe in Niedersachsen
Zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in Niedersachsen zählen:
die „Gutenberg-Bibel“ (2001) in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Die Ausgabe ist eine von vier erhaltenen Exemplaren, die 1452–54 auf Pergament gedruckt wurden. Digitalisat
Die „Renaissance-Bibliothek des Mathias Corvinus (Bibliotheca Corviniana)“ (2005) bestand aus über 2000 Büchern („Corvinen“). Neun Bücher befinden sich in der Wolfenbütteler Herzog August Bibliothek. Digitalisate
Der „Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz“ (2007) besteht aus rund 15.000 Briefen, die der Mathematiker und Philosoph Leibniz (1646–1716) an rund 1100 Zeitgenoss*innen schrieb. (Digitalisate)
Der Wolfenbütteler Psalter (1513) und das Septembertestament (1522) zählen zu den 14 Dokumenten, die das Weltdokumentenerbe „Frühe Schriften der Reformationsbewegung“ (2015) bilden. Beide Dokumente werden in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel aufbewahrt.
Das Weltdokumentenerbe „Goldener Brief des birmanischen Königs Alaungphaya an den britischen König George II.“ (2015) befindet sich ebenfalls in der Gottfried Leibniz Bibliothek in Hannover. Webseite
Immaterielles Kulturerbe in Niedersachsen
Das immaterielle Kulturerbe in Niedersachsen umfasst Traditionen, die unterschiedlich weit verbreitet sind. Man unterscheidet immaterielles Kulturerbe von:
lokaler Bedeutung (siehe unten),
regionaler Bedeutung (siehe unten),
bundesweiter Bedeutung, z. B. Flößerei oder Märchenerzählen. Sie sind eingetragen in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.
universeller Bedeutung. In die UNESCO-Liste („Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“) sind eingetragen: die Falknerei, die Genossenschaftsidee, Orgelbau und Orgelmusik sowie der Blaudruck.
Immaterielles Kulturerbe in Niedersachsen von lokaler Bedeutung
Zum immateriellen Kulturerbe von lokaler Bedeutung in Niedersachsen zählen zwei Kulturformen:
Bürgersöhne-Aufzug in Lingen „Die Kivelinge“ von 1372
Auseinandersetzung mit dem Rattenfänger von Hameln
Bürgersöhne-Aufzug in Lingen "Die Kivelinge" von 1372
In der Stadt Lingen im Emsland feiert man alle drei Jahre an Pfingsten den Bürgersöhne-Aufzug; zuletzt im Jahr 2017. „Kiveling“ bedeutet kleiner Kämpfer, gemeint waren die (jugendlichen) Bürgersöhne, die die Stadt bei einer Belagerung gerettet haben sollen. Als Dank versprach die Stadt den Kivelingen jährlich eine Tonne Bier. Kivelinge sind inzwischen die mindestens 16-jährigen Mitglieder des Junggesellenvereins (Webseite: http://www.kivelinge.de/). Das Kivelingsfest dauert drei Tage, in historischen Kostümen ziehen die Teilnehmer*innen durch die Stadt. UNESCO-Webseite: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/kivelinge-lingen
Auseinandersetzung mit dem Rattenfänger von Hameln
Immaterielles Kulturerbe in Niedersachsen von regionaler Bedeutung
Zum immateriellen Kulturerbe von regionaler Bedeutung in Niedersachsen zählen zwei Kulturformen:
Ostfriesische Teekultur
Finkenmanöver im Harz
Ostfriesische Teekultur
Den weltweit höchsten Teeverbrauch pro Kopf weist Ostfriesland auf: 300 Liter pro Jahr. Seit dem 17. Jahrhundert verdrängte der aus Indien importierte Tee das teurere heimische Bier. Der Ostfriesentee ist eine Mischung aus rund 10 Schwarzteesorten. Man trinkt sie in speziellen Teegeschirr (Blaues oder Rotes Dresmer), reicht Gebäck, Sahne und Kandiszucker. Die ostfriesische Teezeremonie wird Teetied genannt. Über die Ostfriesische Teekultur informiert das Ostfriesische Teemuseum Norden. Webseite: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/ostfriesischer-tee
Die Website www.welterbetour.de bietet Informationen zum UNESCO-Welterbe in Deutschland, Europa und der Welt. Unabhängig und kostenlos.
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