Der Aachener Dom war über Jahrhunderte die Krönungsstätte deutscher Könige und Kaiser. Er ist ein bedeutender Wallfahrtsort und gilt als Wahrzeichen der Stadt Aachen. 1978 erklärte die UNESCO den Aachener Dom zur Weltkulturerbestätte (Nr. 3 der Welterbeliste).
Der Aachener Dom Rundgang führt von der Dominformation zunächst durch den Dom zu einer kleinen Auswahl von Sehenswürdigkeiten (z. B. Thron Karls des Großen) und anschließend um den Dom herum.
Vor einem Besuch im Aachener Dom empfiehlt sich ein Besuch in der Dominformation. Dort erhält man u. a. Eintrittskarten für die Domschatzkammer und Fotobändchen, die man für Fotoaufnahmen im Dom braucht. Das Welterbezentrum informiert kostenlos über die Geschichte des Aachener Doms. Webseite: https://www.aachenerdom.de/dom-aktuell/informationen-fuer-besucher/dominformation/besucherservice/
Johanneskapelle
Auf dem Weg von der Dominformation zum Aachener Dom überqueren wir zunächst den Fischmarkt und passieren das Gitter, das den Domhof abtrennt. Zur Rechten steht die aus Blaustein errichtete Johanneskapelle (im Foto rechts). Sie diente als Taufkapelle und wurde im 18. Jahrhundert umgebaut.
Domhof
Den Domhof flankieren kleine Wohnhäuser der Domherren. In karolingischer Zeit erstreckte sich dort ein zweigeschossiger Säulenhof. Später baute man Kapellen in die nördliche und südliche Säulenhalle, von denen sich nur die Johanneskapelle erhalten hat.
Geradeaus laufen wir auf das Westwerk des Aachener Doms zu. Es war zu Karls Zeit niedriger; 1350 hat man auf die zwei Treppentürme jeweils eine kleine zweigeschossige Kapelle erbaut. Während der alle sieben Jahre stattfindenden Heiligtumsfahrt (siehe unten) zeigt man vom Turm wertvolle Reliquien, z. B. das Kleid Mariens. Im Glockenstuhl hängen acht Glocken. Der Turm ist nur einmal jährlich öffentlich zugänglich (Website: https://www.karlsverein.de/dem-dom-aufs-dach-steigen-geniessen-sie-die-jaehrliche-turmbesteigung/).
Aachener Dom Grundriss
Der Aachener Dom besteht aus Pfalzkapelle, Chor und mehreren Nebenkapellen.
Die Pfalzkapelle ist ein Überrest der Kaiserpfalz, die Karl der Große um 800 errichten ließ.
Ab 1355 erweiterte man die Pfalzkapelle um den gotischen Chor im Osten.
Im Norden und Süden errichtete man in der Gotik und im Barock mehrere Kapellen.
Die Aachener Domschatzkammer zählt ebenfalls zum Weltkulturerbe. Sie ist in einem Nachbargebäude nordwestlich des Doms untergebracht.
Pfalzkapelle Aachen
Das Gebäudeensemble der Kaiserpfalz
Die Pfalzkapelle mit dem Westwerk ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Karolingerzeit. Karl der Große ließ den Zentralbau zwischen 795 und 803 für die Kaiserpfalz errichten. Die Pfalzkapelle wurde später durch Anbauten erweitert. An der Stelle der Königshalle steht das Aachener Rathaus; der rechteckige Granusturm im Südosten der Königshalle hat sich bis heute erhalten.
Zur Kaiserpfalz zählten mehrere Wohngebäude sowie ein langer Gang, der die Königshalle mit der Pfalzkapelle verband. Etwa in der Mitte des Verbindungsbaus stand das Torhaus. Westlich der Pfalzkapelle erstreckte sich ein rechteckiger Säulenhof; im Osten befanden sich Bäder.
Westwerk
Wir betreten den Aachener Dom durch das Westwerk mit dem Turm. Die Wolfstür (3,95 m x 2,75 m) stammt aus karolingischer Zeit. In der Eingangshalle stehen zwei Bronzeskulpturen: Links der Pinienzapfen, er gilt als Fruchtbarkeitssymbol. Die 129 Pinienschuppen sind durchbohrt; möglicherweise diente er als Springbrunnen. Die Tierfigur (3. Jh. v. Chr.) rechts deuten manche als Wölfin, andere als Bärin. Vom Westwerk gelangen wir in den Innenraum der Pfalzkapelle.
Innenraum der Aachener Pfalzkapelle
Oktogon
Das überkuppelte Oktogon ist umgeben von einem zweigeschossigen Sechzehneck. Hohe Rundbogenöffnungen verbinden Oktogon und Empore. In der Gotik erweiterte man das Sechzehneck um vier Kapellen und den Chor. Im Barock kamen noch Vorhalle und die Ungarische Kapelle hinzu.
Einige Säulen der Empore stammen aus Rom und Ravenna. Von 1794 bis 1815 standen sie in Paris. Noch heute befinden sich im Louvre Säulen aus dem Aachener Dom.
Zur Zeit Karls des Großen zeigte das Kuppelmosaik Christus, die Symbole der vier Evangelisten sowie die 24 Könige, die in der Apokalypse erwähnt werden. Das Mosaik war im 19. Jh. kaum noch vorhanden. Der Belgier Jean-Baptiste de Béthune entwarf ein neues Mosaik, das 1880–81 ausgeführt wurde.
Barbarossaleuchter
Der Barbarossaleuchter ist ein Geschenk von Kaiser Friedrich I., genannt „Barbarossa“ (= Rotbart). Der Radleuchter entstand etwa um 1170, besteht aus vergoldetem Kupfer und hat einen Durchmesser von 4,16 Metern. Allerdings ist er nicht kreisrund, sondern aus acht Kreissegmenten zusammengesetzt. Jedes Segment wölbt sich in Richtung eines der acht Rundbögen des Oktogons.
In der Mitte jedes Segments ist ein großer Turm angebracht, an den Berührungspunkten zweier Segmente ein kleiner Turm. In den 16 Türmchen standen silberne Figuren, die verschollen sind.
Der Barbarossaleuchter ist der jüngste von nur vier erhaltenen romanischen Radleuchtern in Deutschland. Zwei von ihnen hängen im UNESCO-Welterbe Hildesheimer Dom, darunter der älteste:
Thietmarleuchter (entstanden 1038–44), rund, ca. 3 m Durchmesser; vergoldetes Kupfer mit abwechselnd 12 Türmchen und 12 Toren,
Heziloleuchter (1054–79; rund, 6 m Durchmesser, vergoldetes Kupfer mit abwechselnd 12 Türmchen und 12 Toren).
Der vierte Radleuchter ist der Hartwigleuchter (um 1130) in der Stiftskirche St. Nikolaus und St. Maria auf der Comburg.
Karlsthron
Wir gehen vom Eingang ein kurzes Stück im Uhrzeigersinn und gelangen zum nördlichen Treppenaufgang, der zur Empore mit dem Karlsthron führt.
Der Karlsthron steht auf vier Steinpfeilern. Eine Treppe mit sechs Stufen führt hinauf; hinter dem Thron befindet sich ein Altar. Die vier Marmorplatten des Throns sowie die Stufen stammen aus der Grabeskirche in Jerusalem. Der Durchlass unterhalb des Throns erlaubte es Pilgernden, unter ihm gebückt (als Zeichen der Demut) hindurch zu gehen. Eine solche Tor-Funktion haben auch die Pfeiler unter Schreinen, z. B. im Aachener oder Kölner Dom.
Chorgitter
Die Chorgitter stammen aus karolingischer Zeit. Jedes besteht aus vier etwa quadratischen Feldern. Das Gitter in der Sichtachse des Throns konnte man wegnehmen, um eine ungehinderte Sicht auf den Altar zu ermöglichen. Wir steigen wieder hinab zum Erdgeschoss und setzen unseren Rundgang fort. Nächste Station ist die Nikolaus- und Michaelskapelle.
Anbauten
Nikolaus- und Michaelskapelle
Im Nordwesten der Pfalzkapelle errichtete man 1473–85 einen zweigeschossigen Anbau. Im Erdgeschoss befindet sich die Nikolauskapelle – mit einer thronenden Madonna (13. Jh.). Die Michaelstreppe führt auf die Empore zum Michaelsaltar. In der Kapelle standen noch vier weitere Altäre, die nicht mehr vorhanden sind.
Wir verlassen die Nikolauskapelle und gehen im Uhrzeigersinn weiter zum Chor an der Ostseite der Pfalzkapelle.
Chor
Der gotische Chor, 1355 bis 1414 erbaut, ist ein architektonisches Meisterwerk. So zählen die 25,5 m hohen Fenster zu den größten der Gotik. Der wertvolle Karlsschrein enthält die Gebeine Karls des Großen. Von der reichen Ausstattung sind der Marienschrein (1220–39) oder der Ambo Heinrichs II. sehenswert.
Ambo Heinrichs II.
Kaiser Heinrich II. ließ 1002 bis 1014 einen wertvollen Ambo (Stehpult) errichten. Dieser stand an der Ostseite der Pfalzkapelle. Als man an dieser Stelle die Außenmauer einriss, um den Chor (1414 vollendet) anzuschließen, befestigte man den Heinrichambo an der Südwand des Chors in erhöhter Position an. Die halbrunde Brüstung ist in neun Quadrate unterteilt, von denen fünf mit Bergkristallenund Achat bestückt sind. Die andern vier bestehen aus Kupferreliefs, die die vier Evangelisten darstellen. Die zwei Zylinder neben der Brüstung sind mit sechs Elfenbeintafeln (Alexandria, 6. Jh. n. Chr.) versehen. Die Treppe entstand 1782. Nach dem Verlassen des Aachener Doms lohnt ein Rundgang um den Dom – gegen den Uhrzeigersinn.
Rundgang um den Aachener Dom
Ungarnkapelle & Garten Münsterplatz
Die Ungarnkapelle südlich des Eingangs steht an der Verbindung vom Domhof zum Münsterplatz. Sie wurde 1756–67 nach Plänen von Joseph Moretti an der Stelle einer Vorgängerkapelle errichtet. Diese, erst 1747 erbaut, erwies sich als Pfuscharbeit. Sie ersetzte ihrerseits eine gotische Kapelle, die Ludwig der Große gestiftet hatte. Er war König von Ungarn und Kroatien und ab 1370 auch König von Polen. Wir gehen weiter ostwärts über den Münsterplatz.
Das Foto zeigt den Aachener Dom vom Münsterplatz. Links plätschert der Vinzenzbrunnen. Dahinter, vom Baum teilweise verdeckt, steht die gotische Annakapelle (Weihe 1449). Rechts davon die Matthiaskapelle (15. Jh.), die im Erdgeschoss als Sakristei, im Oberschoss als Archiv diente. Beide Kapellen überragt der Chor mit den riesigen Spitzbogenfenstern. Im Hintergrund sind die Pfalzkapelle und der Turm des Westwerks erkennbar. Wenn man den Chor gegen den Uhrzeigersinn umrundet, gelangt man zum Katschhof.
Katschhof
Nördlich des Doms liegt der Katschhof (siehe auch Foto ganz oben). An der Westseite steht u. a. das Haus der Dommusik (kupfergrüne Dächer), an der Nordseite das Aachener Rathaus. Es wurde ab 1330 auf den Grundmauern der Thronhalle (Aula Regia) der Aachener Pfalz erbaut. Der rechte Turm ist der Granusturm. Er ist ebenfalls ein Relikt der Kaiserpfalz. Im Winter findet auf dem Katschhof der Aachener Weihnachtsmarkt statt. Eine andere Veranstaltung ist die Aachener Heiligtumsfahrt:
Aachener Heiligtumsfahrt
Alle sieben Jahre findet die Aachener Heiligtumsfahrt statt, zuletzt 2014. Aachen war bereits in karolingischer Zeit Wallfahrtsort. Die Verehrung gilt sieben Reliquien:
Die vier großen Heiligtümer sind das Kleid Mariens, Windel und Lendentuch Jesu sowie das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Nach zehn Tagen hüllt man die Reliquen wieder in Bursen und Schmucktücher und verwahrt sie bis zur nächsten Heiligtumsfahrt im Marienschrein.
Die drei kleinen Heiligtümer sind der Gürtel Mariens, der Gürtel Christi und der Geißelstrick Christi.
Seit 1322 zeigte man den Gläubigen die großen Heiligtümer u. a. von der Brücke zwischen Oktogon und Turm. Bei dieser „Heiltumsweisung“ herrschte ohrenbetäubender Lärm, denn die Pilger*innen bliesen sogenannte Aachhörner (Hörner aus gebranntem Ton), die auch als Andenken dienten.
Aachener Pfalzkapelle als Nachahmung und Vorbild
Vorbild für die Aachener Pfalzkapelle
Vorbild für die Pfalzkapelle war wohl San Vitale in Ravenna. Der Zentralbau wurde 537–47 erbaut und zählt seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ein ähnliches Welterbe ist der Felsendom auf dem Tempelberg in Jerusalem. Er ist ebenfalls ein Oktogon und wurde 697–691 erbaut. San Vitale und Felsendom haben ihrerseits byzantinische Zentralbauten zum Vorbild.
Aachener Pfalzkapelle als Vorbild
Die Aachener Pfalzkapelle war Vorbild für mehrere Kirchen.
Die Abteikirche in Ottmarsheim (Elsass) wurde 1030 fertiggestellt. Es handelt sich um ein Oktogon, das auch im Inneren der Aachener Pfalzkapelle verblüffend ähnelt, allerdings ohne das prächtige Mosaik (siehe unten links). Der Glockenturm im Westen wurde im 13. Jh. erbaut.
Ein ungewöhnliches Beispiel ist das das im 10. oder 11. Jh. erbaute Westwerk des Essener Münsters. Das Foto unten rechts zeigt den Blick aus dem Hauptschiff westwärts. Das Oktogon der Aachener Pfalzkapelle wurde „zitiert“, allerdings nur teilweise. Das Münster ist ein Längsbau, an den ein „halbierter“ Zentralbau angesetzt wurde.
Warum ist der Aachener Dom UNESCO-Weltkulturerbe?
Die UNESCO hat im Jahr 1978 den Aachener Dom zum Weltkulturerbe erklärt, weil vier (von sechs) Weltkulturerbe-Kriterien erfüllt sind:
„Kriterium (i): […] die Pfalzkapelle von Aachen [galt] von Anfang an als außergewöhnliche künstlerische Schöpfung. Sie war der erste Kuppelbau nördlich der Alpen seit der Antike.
Kriterium (ii): Die sowohl von der klassischen als auch der byzantinischen Tradition stark geprägte Kapelle war während der karolingischen Renaissance und sogar noch zu Beginn des Mittelalters einer der Prototypen religiöser Architektur, der zu Kopien oder Nachahmungen inspirierte.
Kriterium (iv): Die Pfalzkapelle Karls des Großen ist ein hervorragendes und charakteristisches Beispiel der auf einem zentralen Grundriss mit Tribünen beruhenden julianischen Kapellenfamilie.
Kriterium (vi): Der Bau der Kapelle des Kaisers in Aachen symbolisierte die Vereinigung des Westens und seine geistige und politische Erneuerung unter der Ägide Karls des Großen. […] während des gesamten Mittelalters bis zum Jahre 1531 wurden die deutschen Kaiser in Aachen gekrönt. Die Sammlung der Domschatzkammer ist von unschätzbarem archäologischem, ästhetischem und historischem Wert.“ (Übersetzung durch das Auswärtige Amt. Hervorhebung im Original, aber nicht in der Übersetzung. Quelle: https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2277218/78609523cf1984b4d1b633b1561a18cd/1-aachener-dom-data.pdf)
Führungen & Touren durch Aachens Altstadt
Mehrere Stadtführungen und Touren machen Station im Aachener Dom:
Schloss Augustusburg bei Brühl (südlich von Köln) ist bekannt für die wertvolle Rokokoarchitektur und diente als Gästehaus der Bundesrepublik. Vom Schlosspark mit seiner bunten Blumenpracht führt eine Allee durch ein Wäldchen zum Schloss Falkenlust.
Der Kölner Dom ist eine der beeindruckendsten Kathedralen der Gotik. Sehenswert sind der Dreikönigenschrein, das funkelnde Richterfenster … und Köln, die Millionenstadt am Rhein.