Mittelrheintal Sehenswürdigkeiten zwischen Bingen & Koblenz
Mittelrheintal Sehenswürdigkeiten. Überblick
Wer im Mittelrheintal Sehenswürdigkeiten besuchen möchte, hat die Qual der Wahl. Z. B. gibt es hier eine der höchsten Burgen-Dichten Deutschlands. Für die Auswahl hilfreich ist die räumliche Trennung des Mittelrheintals in zwei Abschnitte:
Oberer Mittelrhein. Dieser südliche Abschnitt ist landschaftlich besonders reizvoll: es handelt sich um das UNESCO-Weltkulturerbe „Oberes Mittelrheintal“. Dieser Rheinabschnitt reicht von Bingen und Rüdesheim im Süden bis Koblenz im Norden. Der größte Teil liegt in Rheinland-Pfalz, der südöstliche Zipfel in Hessen.
Der Untere Mittelrhein reicht von Koblenz bis Bonn. Auch dieser Abschnitt liegt größtenteils in Rheinland-Pfalz, der nördliche aber in NRW.
Für eine Anreise mit der Bahn sind die Übergangszonen zu berücksichtigen. Z. B. können einige Studierende aus NRW kostenlos bis Neuwied fahren.
Die Karte zeigt den gesamten Mittelrhein zwischen Bingen und Bonn. Zum UNESCO-Weltkulturerbe „Oberes Mittelrheintal“ zählt nur der Bereich zwischen Bingen und Koblenz (blassrote Markierung). Zu den Mittelrhein Sehenswürdigkeiten zählen u. a.:
Burgen und Burgruinen des Mittelalters, z. B. die Marksburg,
Schlösser, z. B. das Kurfürstliche Schloss in Koblenz
Festungen der Neuzeit, z. B. Festung Ehrenbreitstein,
malerische Städte, z. B. Oberwesel,
Naturschönheiten, z. B. die Loreley bei St. Goar
Kirchen & Klöster mit wertvoller Austattung, z. B. der Goldaltar in der Liebfrauenkirche von Oberwesel
Rüdesheim
Eine der Mittelrhein Sehenswürdigkeiten auf der hessischen Rheinseite ist der Weinort Rüdesheim (10.000 Einw., https://ruedesheim.de/). Tourist*innen quetschen sich durch die enge Drosselgasse; sehenswert sind die Brömserburg, die Adelshöfe und der Adlerturm. In der Wallfahrtskirche St. Hildegard ruhen die Reliquien der Heiligen Hildegard von Bingen, die in dem ehemaligen Kloster lebte.
Von Rüdesheim führt die Seilbahn Rüdesheim über die Reben hinweg zum Niederwalddenkmal. Sie wurde 1954 von der Pohlig AG erbaut, die weltbekannte Seilbahnen schuf, z. B. zum Zuckerhut in Rio de Janero (Webseite: http://www.seilbahn-ruedesheim.de/).
Niederwalddenkmal
Das Niederwalddenkmal (1877–83) erinnert an die Gründung des Deutschen Reichs im Jahr 1871. Auf dem Sockel steht die 10,5 m hohe Germania. Von der Aussichtsterrasse hat man einen guten Ausblick auf den Rhein und die Rheinebene. Webseite: https://www.schloesser-hessen.de/de/niederwalddenkmal
Westlich des Denkmals befinden sich das als Hotel genutzte Jagdschloss Niederwald (erbaut 1764; https://www.niederwald.de) und der Landschaftspark Niederwald (angelegt ab 1768). Zu den Parkbauten zählt die Burgruine Rossel, ein Rundtempel oder die Zauberhöhle.
Bingen
Das Foto zeigt Bingen (26.000 Einw., http://www.bingen.de/) mit Blick aus dem Mittelrheintal nach Süden in den Rheingau. Links am Hang steht die Burgruine Ehrenfels, die als Zollstation diente. Aus dem Rhein ragen mehrere Felsen, auf der bewaldeten Insel steht der Mäuseturm (14. Jh.; verdeckt). Man erkennt die Nahe-Mündung, am rechten Bildrand die Basilika St. Martin (11 Jh.). Das Welterbegebiet zieht sich im Nahetal bis zur Drususbrücke (11. Jh.) die zu den ältesten Brücken Deutschlands zählt. Auf dem grünen Hügel steht Burg Klopp (1282 erstmals erwähnt). Der bewaldete Hang im Hintergrund endet am Rochusberg mit der Rochuskapelle (1893–95), von der man einen guten Ausblick über die rebenbedeckten Hänge des Rheingaus aus.
Zu den Sehenswürdigkeiten in Bingen zählen u. a. der alte Rheinkran von 1487 (erneuert 1787) und Parkanlagen am Rheinufer. In Bingerbrück leitete Hildegard von Bingen ein Kloster an der Stelle von St. Ruprecht und St. Hildegard.
Drususbrücke
Burg Klopp
Rochuskapelle
Lorch
Bei Lorch (3.800 Einw., https://www.lorch-rhein.de/) mündete der Kaufmannsweg in das Rheintal. Vom alten Wohlstand zeugt das Hilchenhaus (1546–73), „einer der schönsten Adelssitze des Mittelrheins“ (Dehio, S. 544) im Stil der Renaissance – an dem die Züge vorbeirauschen (auf dem Foto links unten ist das Kiesbett zu erkennen.).
Von der Stadtbefestigung haben sich zwei Rundtürme erhalten (Hexenturm und Strunk).
St. Martin
Sehenswert ist der 15,2 m hohe Hochaltar (1483) in der gotischen Pfarrkirche St. Martin. Er gilt als größter und erster monochromer Schnitzaltar Deutschlands. Die Kirche wurde Ende des 13. Jahrhunderts errichtet. 1398 erweiterte man die Kirche um ein nördliches Seitenschiff (sog. „Presbergerschiff“). Oberhalb der Kirche steht die Ruine von Burg Nollig, die aber nicht viel mehr ist als ein dreigeschossiger Fachwerkturm (14. Jh.), den man nachträglich mit einer starken Mauer umgeben hat.
Untertageanlage Lorch-Wispertal
Am Rhein gibt es nicht nur mittelalterliche Militäranlagen, sondern auch solche der Neuzeit. Ein Beispiel ist die Untertageanlage Lorch-Wispertal. 1962–74 baute die Bundeswehr ein unterirdisches Geräte- und Sanitätsdepot in den Fels unter dem Ranselberg. Von dem zwei Kilometer langen Hauptstollen, der mit LKW befahrbar ist, zweigen Seitenstollen ab (siehe Foto). Die gesamte Weglänge beträgt rund 10 Kilometer. Die Anlage ist geschlossen. Webseite: www.brandschutz-berg.de/BW-Feuerwehr
Bacharach
Bacharach (1.900 Einw., http://www.bacharach.de/) ist ein malerisches Weinstädtchen mit Fachwerkhäusern, die sich um die romanische St. Peter-Kirche scharren. Der Ortsname erinnert an den römischen Weingott Bachus, dem hier ein Altar geweiht war (Bacchi ara). Zu den Sehenswürdigkeiten zählen das Alte Haus mit Ecktürmchen (1568), die neun Türme der Stadtmauer (1344–1400).
Wernerkapelle
Am Hang des Burgbergs steht die Ruine der gotischen Wernerkapelle. Der Zentralbau wurde kurz nach 1287 begonnen, aber erst 1426 vollendet. Die Kapelle gilt Dehio als „einer der vollendetsten und edelsten Schöpfungen der rheinischen Gotik“ (S. 40). 1689 beschädigt, riss man nach 1752 den Nordwestteil ab.
Burg Stahleck
Oberhalb der Stadt thront Burg Stahleck. Sie beherbergt seit 1926 eine Jugendherberge (https://www.diejugendherbergen.de/jugendherbergen/bacharach/portrait/); die Zimmer im runden Bergfried sind nach Minnesängern benannt. (Nicht zu verwechseln mit Burgruine Stahlberg; sie steht westlich von Bacharach im Münzbachtal.)
Kaub - die kleinste Stadt in Rheinland-Pfalz
Mit 850 Einwohner*innen ist Kaub die kleinste Stadt in Rheinland-Pfalz (http://www.stadt-kaub.eu/). Die Stadt erstreckt sich als schmales Band am Rheinufer. Wie ein steinernes Schiff liegt die Zollstation Pfalzgrafenstein im Rhein. Den felsigen Untergrund der Insel Falkenau nutzte man 1326–27 für den Bau des fünfeckigen Turms. Ab 1338 umgab man ihn mit einer Mauer, die an der Südspitze mit einem Eisbrecher verstärkt ist.
Rheinüberquerung
Das Blücherdenkmal am Ufer erinnert an die Rheinüberquerung in der Neujahrsnacht 1813–14. Russische Pioniere bauten Pontonbrücken, damit Blüchers Truppen Napoleons Heer auf den Fersen bleiben konnten. Über den Rheinübergang informiert das Blüchermuseum (Metzgergasse 6, Kaub am Rhein).
Schieferbergbau
In Kaub baute man in mehreren Stollen über Jahrhunderte den Schiefer ab, mit dem die Dächer im Rheintal bedeckt sind. Das Foto zeigt den Dicken Turm, der direkt am Rhein steht. Das Fachwerkhaus rechts des Turms ist das Spalthaus des Wilhelm-Erbstollens. Dort hat man den Schiefer in dünnen Platten gespalten, dann in einem Aufzug im Dicken Turm hochgefördert und durch einen Tunnel unter den Bahngleisen zum Ufer gebracht. Zum Grubenkomplex zählen (rechts außerhalb des Bildes) das Zechen-, das Stollenhaus und das Neue Mahlwerk.
Burg Gutenfels
Oberhalb von Kaub liegt Burg Gutenfels, um 1220 erbaut und nach Beschädigungen 1889–92 teilweise wiederaufgebaut. In der gut erhaltenen Anlage war bis 2006 ein Hotel untergebracht. Die Burg ist in Privatbesitz und nicht mehr öffentlich zugänglich.
Vom Tal nicht erkennbar ist die Regelmäßigkeit der Kernburg: Auf quadratischem Grundriss (21,1 m x 21,6 m) errichtete man vier parallele Mauern für Palas und Rüstbau, getrennt durch den Burghof. In dessen Verlängerung, an der Angriffsseite, erhebt sich der ca. 35 Meter hohe Bergfried, ebenfalls auf quadratischer Grundfläche.
Oberwesel
Zu den herausragenden Mittelrheintal Sehenswürdigkeiten zählt Oberwesel mit der Schönburg. Zum einen wegen der Stadtbefestigung, die zu den am besten erhaltenen des Rheintals zählt: Von den 21 Türmen der Stadtmauer stehen noch 16, darunter der Ochsenturm direkt am Rhein. Zum anderen wegen der Kirchen: Der Glockenturm von St. Martin (14. Jh.) wurde um 1435 zu einem Wehrturm umgebaut. Die Mutter-Rosa-Kapelle (14. Jh., früher „Wernerkapelle“) steht quer über einer Straße und der Stadtmauer. Die rot verputzte Liebfrauenkirche wurde 1308–51 erbaut und besitzt mit dem „Goldaltar“ (1330–40) einen der wertvollsten Hochaltäre Deutschlands.
Liebfrauenkirche Oberwesel
Goldaltar
Loreleyfelsen
Die Loreley ist der wohl berühmteste Felsen am Oberen Mittelrhein. Über 130 Meter ragt der Schieferfelsen empor. Der Rhein verengt sich dort auf nur rund 160 m. Die dadurch entstehenden Strömungen, die Enge, die Rheinkurve und mehrere Felsen im Fluss erschweren die Schifffahrt. Das Foto zeigt den Blick auf die Loreley vom Loreleyblick Maria Ruh am gegenüber liegenden Ufer. Am rechten Bildrand erkennt man einen der steilen Rebhänge. Eine Mole begrenzt den Loreleyhafen flussabwärts. Links am Ufer liegt der Campingplatz Loreleyblick. Im Hintergrund erahnt man Sankt Goarshausen mit Burg Katz.
Freilichtbühne Loreley
Auf der Hochebene der Loreley befinden sich mehrere Freizeiteinrichtungen:
In der Freilichtbühne (1934–39, Hermann Senf) sind zahlreiche national und international bekannte Musiker*innen und Bands aufgetreten, z. B. Udo Jürgens, Metallica, Bob Dylan oder Rammstein. Webseite: http://www.loreley-freilichtbuehne.de/)
Die 2013 eröffnete Sommerrodelbahn ist der UNESCO ein Dorn im Auge.
Kultur- und Landschaftspark Loreley
Neben der Freilichtbühne kann man sich zunächst informieren im Besucherzentrum (https://www.loreley-touristik.de/meine-loreley/loreley-plateau/kultur-landschaftspark-loreley/) . Der Strahlenweg (siehe Foto) führt dann durch den Landschaftspark kerzengerade zur Aussichtsplattform, die man auch auf dem mehrfach gewinkelten Mythenpfad erreicht. Von dort bietet sich ein beeindruckender Blick in das Obere Mittelrheintal.
Loreley Aussichtsplattform
Wenn man auf dem Aussichtspunkt auf der Loreley steht und flussabwärts nach Norden schaut, bietet sich dieses Bild: im Vordergrund liegt die Mole des Loreleyhafens, dahinter erstreckt sich Sankt Goarshausen mit Burg Katz und – weit im Hintergrund – thront Burg Maus.
Burg Katz & Burg Maus
Oberhalb von Wellmich, einem Ortsteil von St. Goarshausen, ließen die Trierer Erzbischöfen 1353–88 die Burg St. Peterseck errichten (Foto unten links). Sie war für damalige Verhältnisse sehr modern; die Wohnräume waren beheizbar und es gab einen Abortturm. Webseite: https://www.sankt-goarshausen.de/sehensw%C3%BCrdigkeiten/burg-maus/
Einige Jahre nach Baubeginn zogen die Grafen von Katzenelnbogen nach und ließen stromabwärts um 1371 die Burg Neukatzenelnbogen bauen (Foto unten rechts). Seit 1719 sind die Namen „Burg Katz“ und „Burg Maus“ überliefert. Beide Burgen sind recht gut erhalten, Burg Katz in rekonstruierter Form (1896–97). Webseite: http://burg-katz.de/
Sankt Goar
Sankt Goar (2.800 Einw. , https://www.stadt-st-goar.de/) ist benannt nach einem Einsiedler Goar (ca. 495–75), der dort in einer Höhle lebte. Wegen seiner Gastfreundschaft für die Rheinschiffer verehrten ihn Gastwirte und Schiffer als ihren Schutzheiligen. Über der Höhle errichtete man die Stiftskirche St. Goar, ein architektonisches Kleinod. Sehenswert sind die spätgotischen Wandmalereien (Ende 15. Jh.) und die romanische Krypta, für den Kunsthistoriker Dehio „die schönste am Rhein zwischen Köln … und Speyer.“ (S. 772)
Burg Rheinfels
Eine der größten Burgruinen am Rhein erstreckt sich oberhalb von St. Goar. Graf Diether von Katzenelnbogen ließ 1245 Burg Rheinfels errichten, seine Nachfolge bauten sie zur Festung aus. Wie die Burg im Jahr 1607 aussah, zeigt die Darstellung von Wilhelm Dilich (im Original in Farbe; weitere Digitalisate):
Burg Rheinfels besaß bis zur Sprengung 1797 den höchsten Bergfried Deutschlands. 1692 widerstand die Festung einer einjährigen Belagerung durch rund 28.000 Franzosen und verhinderte so die Zerstörung der nördlich gelegenen Burgen. Nur ein Drittel der Anlage ist erhalten, aber selbst dieser Rest ist immer noch von beeindruckender Größe. Die Minengänge kann man im Rahmen von Führungen besichtigen. Webseite: www.st-goar.de/de/burgruine-rheinfels
Burg Sterrenberg & Liebenstein. Die feindlichen Brüder
Burg Sterrenberg wurde um 1190 erwähnt, aus dieser Zeit haben sich Bergfried und innere Schildmauer erhalten. Im 14. Jahrhundert ließ der Bischof von Trier eine zweite Schildmauer errichten. Wenig später verlor Sterrenberg aber an Bedeutung, da der Bischof eine modernere Burg erbauen ließ: Burg Maus. Sterrenberg verfiel. Ab 1970 baute man das Frauenhaus (rechts vom Bergfried), 1972 das Restaurantgebäude (links) wieder auf; außerdem verputzte man den Bergfried weiß. Webseite: www.burg-sterrenberg.com
Burg Liebenstein war zunächst die Vorburg von Sterrenberg, die Albrecht von Löwenstein ab 1284 zu einer eigenständigen Burg ausbauen ließ. Seit dem 16. Jahrhundert war Liebenstein unbewohnt und verfiel; wurde aber im 17. Jahrhundert teilweise ausgebaut. Inzwischen befinden sich ein Restaurant und Hotel in den Gemäuern. Webseite: www.burg-liebenstein.de
In dem Gedicht „Die Feindlichen Brüder“ gibt Heinrich Heine eine Sage wieder, die sich um die zwei Burgen rankt. Seine Version endet mit dem Tod der Brüder, es gibt aber auch eine Version mit Happy-End (siehe Link).
Der Grundriss zeigt die Nähe beider Burgen: Links die ältere Burg Sterrenberg mit den zwei Schildmauern; rechts Burg Liebenstein. Wie beide Burgen wohl im Mittelalter aussahen, zeigt Wolfgang Brauns Rekonstruktionszeichnung von Burg Liebenstein und Sterrenberg (https://www.burgrekonstruktion.de/rekonstruktionen/rheinland-pfalz/).
Wallfahrtskloster Bornhofen
Beachtenswert ist die zweischiffe Hallenkirche mit den achteckigen Pfeilern in der Raummitte (1435 vollendet). 1680–84 erbaute man das Kloster, da sich die Kirche wegen eines Marienbild zu einem Wallfahrtsort entwickelt hatte. Bis heute ist die Kirche Ziel von Schiffswallfahrten (und Wallfahrten zu Fuß). Webseite www.wallfahrtskloster-bornhofen.de
Der Rhein diente über Jahrhunderte der Flößerei und bis in die Gegenwart der Schifffahrt. Darüber informiert das Flößer- und Schiffermuseum in Kamp. Denkmalgeschützt in Kamp sind die Klause Kamp (ehemaliges Nonnenkloster; heute Hotel-Restaurant) und mehrere Adelshöfe und Fachwerkhäuser.
Boppard
An der größten Rheinschleife liegt die Stadt Boppard (15.400 Einw., https://www.boppard.de/). Die Römer erbauten hier im 4. Jahrhundert n. Chr. ein Kastell auf einer rechteckigen Fläche von 308 m x 154 m, verstärkt durch 28 Türme. Kastell Boppard, um- und überbaut von den Häusern der Altstadt, ist eines der besterhaltenen Römerkastelle in Deutschland. Aus dem Mittelalter stammen die Kurfürstliche Burg, Teile der Stadtmauer und die romanische St.-Severus-Kirche (12./13. Jh.) sowie mehrere Klöster aus verschiedenen Jahrhunderten. Das Foto zeigt den Marktplatz mit St. Severus.
Braubach
Braubach (3.000 Einw., https://braubach.welterbe-mittelrheintal.de/) ist ein malerisches Fachwerkstädtchen mit Resten der Stadtmauer (Obertor, Turm von St. Barbara (13. Jh.)). Außerhalb der Altstadt liegt die Dinkholder Mühle (1675). Südlich der Altstadt, direkt am Rheinufer, steht Schloss Philippsburg (1568–71, Anton Dauer). Es handelt sich um ein frühes Beispiel des Renaissanceschlossbaus. 1861 riss man für die Bahngleise Teile an der Rheinseite ab. Schloss Philippsburg beherbergt heute das Europäische Burgeninstitut. Noch weiter südlich steht dieFriedhofskapelleSt. Martin (12. Jh.).
Marksburg bei Braubach
Die Marksburg oberhalb von Braubach ist die einzige Höhenburg am Mittelrhein, die niemals erobert wurde. Ab 1237 errichtete man den Bergfried. 1468 erhöht man ihn um ein viertes Geschoss und den Rundturm. Die Wohnbauten wurden ab dem 13. Jahrhundert erbaut und umgebaut; die ältesten Bauteile sind der Kapellenturm und der Nordbau (13. Jh.). Heute ist die Marksburg Sitz der Deutschen Burgenvereinigung, ein Verein für Burgenbesitzer*innen. Der Burggarten ist eine der Stationen der „Route der Welterbe-Gärten“, zu der Parks und Gärten im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal gehören. Webseite: www.marksburg.de
Der Grundriss der Marksburg zeigt die mittelalterliche Kernburg mit Bergfried und Wohnbauten. Sie ist umgeben von einer inneren Mauer ohne Türme (Geißenzwinger) und einer zweiten Mauer mit halbrunden Geschützturmen (Rheinzwinger). An der Süd- und Ostseite baute man im 17. Jahrhundert bastionartige Erweiterungen (Scharfes Eck, Pulvereck und die Poterne).
Rhens
Nach der Rheinschleife weitet sich das Rheintal: Statt steiler Felsen eine gewellte Hügellandschaft. Das Foto zeigt links Brey, rechts das malerische Rhens mit Stadtmauer und Fachwerkhäusern (3.000 Einw., http://rhens.welterbe-mittelrhein.de/). In einem Nussbaumgarten am Rheinufer bei Rhens stand der Königsstuhl: Eine Treppe führte auf eine achteckige Plattform, die einen überdimensionierten Thron darstellen soll. Dort trafen sich im Jahr 1338 die sieben Kurfürsten des Reiches. Dieser „Kurverein zu Rhens“ beschloss, sich vom Papst zu emanzipieren: Fortan sei für ihre Königswahl die päpstliche Zustimmung nicht mehr nötig. Die Überreste des Königsstuhls wurden 1806 niedergelegt. 1842 baute man ihn verändert wieder auf und versetzte ihn 1929 an die heutige Stelle.
Quanat von Brey: Bei Brey haben sich auf mindestens 500 m Länge Teile einer römischen Wasserleitung erhalten, die in Quanatbauweise angelegt wurde. Dabei handelt es sich um einen Tunnel mit Lichtschächten in regelmäßigen Abständen. Die Römer übernahmen diese Bauweise wohl aus dem heutigen Iran, wo 11 Quanate zum UNESCO-Welterbe zählen (Link). In Deutschland gibt mehrere Quanate aus Römerzeit (z. B. der längste Römertunnel nördlich der Alpen: der 1.600 m lange Drover-Berg-Tunnel). Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mische_Wasserleitung_(Brey)
Rechtsrheinisch, an der Lahnmündung, liegt Lahnstein (18.000 Einw., https://www.lahnstein.de/). Rheinaufwärts liegt das ehemals kurmainzische Oberlahnstein mit Burg Lahneck auf dem Berg (unten rechts) und Martinsburg am Rhein, rheinabwärts das kurtrierische Niederlahnstein. Im malerischen Wirtshaus an der Lahn (1694) übernachtete 1774 Goethe. Die am Rheinufer stehende Johanniskirche (1130–36) gilt als älteste Emporenkirche am Rhein.
Burg Stolzenfels
Der Erzbischof von Trier ließ die Burg um 1250 gegenüber der Lahnmündung errichten. 1689 wurde sie zerstört. Die Ruine schenkte man dem preußischen König Friedrich WiIlhelm IV., der sie ab 1836 wieder aufbauen ließ. Beteiligt waren Baumeister aus Koblenz sowie die Architekten Schinkel, Stüler und Persius. Die Innenräume besitzen eine sehr gut erhaltene Ausstattung des 19. Jahrhunderts, darunter Malereien, Glasfenster, Möbel sowie eine Waffen- und Glassammlung. Webseite: www.schloss-stolzenfels.de
Koblenz
Koblenz ist mit 114.000 Einwohner:innen die größte Stadt am Oberen Mittelrhein (https://www.koblenz.de/). In der Altstadt sind die romanischen Kirchen St. Florin (um 1100), Liebfrauenkirche (ca. 1180–1230), St. Kastor (1208 geweiht) sehenswert. Der ehemalige Rheinkran (1609–11) wurde nach Plänen von Peter Werner und Johann Pasqualini errichtet und heißt heute „Pegelhaus“.
Deutsches Eck
Am Deutschen Eck, überragt vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal, mündet die Mosel in den Rhein. Namensgeber war der Deutsche Orden, der dort eine Niederlassung besaß.
Alte Burg
Die Balduinbrücke (14. Jh.) führt über die Mosel, an deren Südufer die Alte Burg (13. Jh.) und der Bürresheimer Hof (1660) stehen. Von den Adelshöfen haben sich das Krämerzunfthaus und das Dreikönigenhaus (1701) erhalten.
Kurfürstliches Schloss
Das kurfürstliche Schloss (1777–93, Michel d’Ixnard) war als Residenz des Erzbischofs von Trier geplant. Während der Bauphase brach die Französische Revolution (1789) aus und der Bischof musste fliehen. Die frühklassizistische Dreiflügelanlage wurde nach Kriegszerstörung 1944 wieder aufgebaut.
Rheinanlagen
Das Konrad-Adenauer-Ufer ist eine Uferpromenade, die sich zwischen Deutschem Eck (im Norden) und dem Kurfürstlichen Schloss im Süden erstreckt. Von dort führt die Kaiserin-Augusta-Anlage (Foto) zwei Kilometer weiter nach Süden, wo sie am Schwanteich endet. Ein großer Park liegt auf der anderen Rheinseite nördlich der Festung Ehrenbreitstein. Die Seilbahn Koblenz führt über den Rhein direkt dorthin. (Webseite Seilbahn-Koblenz)
Ehrenbreitstein
Gegenüber der Altstadt thront auf hohem Felsen die Festung Ehrenbreitstein. Um 1100 erbaute man eine kurtrierische Burg, die in den folgenden Jahrhunderten zur Festung ausgebaut wurde (Grundriss). Kaum war das Rheinland 1815 an Preußen gefallen, brachten die Baumeister von Rauch und von Aster 1815–32 die Festung auf den neuesten Stand: statt barocker Erdwälle mehrstöckige Kasematten mit hoher Feuerkraft. Die 27 ha große Ebene im Norden der Festung wurde anlässlich der Bundesgartenschau 2011 zu einem Park gestaltet. Webseite: http://tor-zum-welterbe.de/kulturzentrum-festung-ehrenbreitstein/
Das Foto zeigt die Lage der Festung Ehrenbreitstein: Links – am westlichen Rheinufer – liegt die Spitze des Deutschen Ecks mit der Moselmündung. Die Seilbahn Koblenz führt von der Festung Ehrenbreitstein auf dem rechten Rheinufer hinab zur Stadt Koblenz auf dem linken Ufer. (Webseite Seilbahn-Koblenz)
Nördlich von Koblenz endet das UNESCO-Weltkulturerbe „Oberes Mittelrheintal.“
Warum ist das Obere Mittelrheintal UNESCO-Weltkulturerbe?
Die UNESCO hat das Obere Mittelrheintal zum Weltkulturerbe erklärt, weil drei (von sechs) Weltkulturerbe-Kriterien erfüllt sind:
„Kriterium (ii): Als einer der wichtigsten Verkehrswege in Europa ermöglicht das Mittelrheintal seit zwei Jahrtausenden den kulturellen Austausch zwischen dem Mittelmeerraum und dem Norden Europas.
Kriterium (iv): Das Mittelrheintal ist eine außergewöhnliche in sich geschlossene Kulturlandschaft, deren heutiger Charakter sowohl durch die geomorphologischen als auch geologischen Bedingungen und Eingriffe des Menschen der letzten 2000 Jahre […] geprägt wurde.
Kriterium (v): Das Mittelrheintal ist ein außergewöhnliches Beispiel für die Fortentwicklung einer traditionellen Lebensweise und die Kommunikationswege in einem engen Flusstal. Insbesondere das Terrassieren der Steilhänge hat die Landschaft im Verlauf der letzten 2000 Jahre in vielfacher Weise geprägt. Allerdings ist diese Form der Landnutzung durch die sozioökonomischen Veränderungen der Gegenwart bedroht.“ (Übersetzung durch das Auswärtige Amt. Quelle: https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2260316/c44a570c4a0a2999c6ba59a0eede3f43/27-oberes-mittelrheintal-data.pdf)
Welterbetouren zu den Mittelrheintal Sehenswürdigkeiten
Die Mittelrheintal Sehenswürdigkeiten kann man auf verschiedenen Wegen erkunden. Zu berücksichtigen ist, dass es zwischen Bingen und Koblenz keine Brücke gibt, sondern nur kostenpflichtige Fähren den Rhein überqueren. Drei Vorschläge zur Planung:
Welterbetour Oberes Mittelrheintal (1) auf dem linken Rheinufer (Westseite) von Bingen bis Koblenz.
Welterbetour Oberes Mittelrheintal (2) von Rüdesheim auf dem rechten Rheinufer (Ostseite) zur Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz.
Welterbetour Oberes Mittelrheintal (3) auf dem Rhein. Ein besonderes Erlebnis ist eine Schifffahrtsreise auf dem Rhein: ganz kurz auf einer Fähre, etwas länger auf einem Ausflugsschiff oder man macht eine mehrtägige Schiffreise auf dem Rhein.
Die Welterbetouren sind miteinander kombinierbar: Man fährt ein Stück auf dem linken Ufer, wechselt per Fähre auf das rechte Ufer und bummelt am Rheinufer entlang zu den nächsten Mittelrheintal Sehenswürdigkeiten. Oder man besucht andere UNESCO-Welterbestätten: