Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust stehen bei der Kleinstadt Brühl (südlich von Köln). Der Rundgang führt im Freien durch das UNESCO-Weltkulturerbe „Schlösser und Parkanlagen von Augustusburg und Falkenlust bei Brühl“ (http://whc.unesco.org/en/list/288). Die Welterbestätte besteht aus drei Bereichen:
Schloss und Park Augustusburg liegen am Rande der Brühler Altstadt.
Schloss und Park Falkenlust sind kleiner und befinden sich südöstlich von Brühl.
Die Falkenluster Allee verbindet beide Parkanlagen.
Start- und Endpunkt des Rundgangs ist der Bahnhof Brühl. Er befindet sich nur fünf Gehminuten entfernt von Schloss Augustusburg.
Der Kölner Erzbischof Clemens August ließ ab 1725 an der Stelle einer alten Wasserburg eine Dreiflügelanlage errichten, die zu den bedeutendsten Schlossanlagen des Rokoko zählt. Um Geld zu sparen, nutzte man Mauerteile der Burg. Architekten waren Johann Conrad Schlaun und François de Cuvilliés; für das Treppenhaus war Balthasar Neumann verantwortlich. Der Garten entstand 1728–29 nach Plänen von Dominique Girard. 1984 erklärte die UNESCO die Schlösser und Parks zum Welterbe. Der Kupferstich zeigt Brühl mit der Wasserburg (rechts) um 1646. Das Foto unten zeigt Brühl in der Gegenwart:
Schloss und Park Augustusburg (I)
Schloss und Park Augustusburg aus der Vogelperspektive: Der Bahnhof Brühl liegt links knapp außerhalb des Bildes. Auf der schwarz-weiß gepflasterten Promenade (im Bild von links unten nach rechts oben) überquert man einen Kanal (Oberförsterweiher) und erreicht den Ehrenhof von Schloss Augustusburg. Der barocke Schlossgarten mit vier Fontänen und Spiegelweiher erstreckt sich vor dem (südlichen) Seitenflügel.
Rechts oben ein Teil der Brühler Altstadt. Ein schmaler Verbindungsbau (Südorangerie) führt vom Schloss zum Oratorium, das an die Kirche St. Maria von den Engeln angrenzt. Die kurze Nordorangerie führt zum L-förmigen Wirtschaftstrakt.
Die Dreiflügelanlage unten im Bild ist das Max-Ernst-Museum, rechts davon der Turm der Christuskirche.
Promenadentor
Vom Bahnhof etwa zwei Gehminuten entfernt steht das Promenadentor; bewacht von Herkules und Minerva auf den Schilderhäusern. Nördlich der Brücke liegt der Weißweiher; südlich der Oberförsterweiher. Über eine Treppe konnte man früher auf Boote im Weiher wechseln.
Das Foto zeigt das Tor mit Blickrichtung auf den Bahnhof (das Gebäude im Hintergrund). Wendet man sich um 180°, blickt man in den Ehrenhof.
Pavillons
Die Zeichnung von Laurenz Janscha (1749–1812) zeigt den Zustand des Torbereichs um 1792: Damals standen hinter dem Tor zwei eingeschossige Pavillons beiderseits der Promenade. Sie nahmen einige Merkmale des Schlosses vorweg (Farbe, Mansarddach) und bildeten bezüglich Größe und Qualität eine Steigerungsstufe (Schildhaus – Pavillon – Schloss). Zugleich stärkten die baugleichen Pavillons die Achsensymmetrie zwischen Promenadentor und Schloss: Was links der Promenade stand, fand rechts davon sein Spiegelbild.
Im Ehrenhof befindet sich im Nordflügel der Eingang für Besucher*innen. Gäste des Kurfürsten fuhren mit der Kutsche durch das Tor im Westflügel. Sie stiegen rechts aus und betraten das Treppenhaus, wo sie der Kurfürst empfing. (Fotos aus dem Inneren von Schloss Augustusburg zeigt die Galerie.) Man kann an einer Schlossbesichtigung teilnehmen oder den Rundgang fortsetzen. Wir umrunden den Südflügel (links im Bild) und stehen dann auf einer großen Terrasse, von der eine Treppe hinab zum Broderieparterre führt.
Johann Conrad Schlaun
Hauptarchitekt von Schloss Augustusburg war Johann Conrad Schlaun (1695–1773). Er hat vor allem in Westfalen (bei Münster) zahlreiche Schlösser, Kirchen, Adelshöfe und Landhäuser geplant. Ab 1723 leitete er den Bau von Schloss Nordkirchen; ab 1725 war er in Brühl für Kurfürst Clemens August I. tätig. Für diesen plante er auch Schloss Clemenswerth (erbaut 1737–47) bei Sögel im Emsland und Schloss Arnsberg: Wie in Brühl wurde eine Burg 1729–43 zu einer Dreiflügelanlage umgebaut. Schon 1762, im Siebenjährigen Krieg, wurde Schloss Arnsberg zerstört.
Broderieparterre
Das französische Wort „broderie“ bedeutet Stickerei. Wie riesige Stickereimuster sind die Buchsbaumstreifen gepflanzt. Das Foto oben zeigt das Parterre von der Terrasse aus. Der barocke Schlosspark von Augustusburg war ein Kleinod der Gartenbaukunst und gilt als Hauptwerk des Gartenarchitekten Dominique Girard (1688–1738). Er war auch verantwortlich für die Gestaltung zweier bedeutender Parkanlagen:
Park von Schloss Nymphenburg in München (Kandidat für das UNESCO-Welterbe 1984–96)
Vor dem Schloss Augustusburg erstreckt sich das Große Broderieparterre mit vier Fontänen in Rundbassins. Dahinter liegt der Spiegelweiher, von dem eine Kaskade hinauf zur Große Wasserkunst führt. Durch den anschließenden Wald führt die Poppelsdorfer Allee, die zum Belvedere reicht. Dahinter beginnt das Feld und endet der Schlosspark. Die Sichtachse zielt auf den Eisernen Mann, eine Eisenstele an einer Kreuzung im Kottenforst (Waldgebiet westlich von Bonn).
Der Gartenarchitekt Joseph Lenné gestaltete im 19. Jahrhundert den Barockgarten von Schloss Augustusburg in einen Landschaftspark um.
Für den Rundgang steht nun eine Entscheidung an:
Wir können westwärts gehen Richtung Orangerie und Brühler Innenstadt (wo es mehrere Cafés gibt).
Oder wir bleiben im Park und spazieren südwärts Richtung Schloss Falkenlust.
Wer Zeit und Energie hat, kann beides kombinieren.
Abstecher nach Westen
Südorangerie
Zwischen Oratorium (Westen) und Kuckuckstor (Osten) erstreckt sich die Südorangerie. In dem Gebäude befindet sich ein Café. An der Südseite der Orangerie liegt ein barocker Ziergarten. Durch das Kuckuckstor verlassen wir den Schlosspark und gehen westwärts in die Brühler Altstadt und zur Kirche St. Maria von den Engeln.
St. Maria von den Engeln
St. Maria von den Engeln (Grundsteinlegung 1491) diente als Klosterkirche für das benachbarte Franziskanerkloster. Man gelangt von der Kirche nicht nur ins Kloster, sondern auch ins Schloss: Hinter dem Hochaltar ist eine Tür verborgen, die zum benachbarten Oratorium und dann durch die Orangerie führt (nicht öffentlich zugänglich). Ab 1735 veranlasste Erzbischof Clemens August eine barocke Umgestaltung, für die Balthasar Neumann verantwortlich war. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hat man Kirche und Ausstattung bis 1999 rekonstruiert.
Der Rundgang führt von der Terrasse durch das Broderieparterre auf den Wald zu. Vom Spiegelweiher bietet sich folgender Blick zurück zum Schloss Augustusburg. Es weist zwei Besonderheit auf:
Der Garten befindet sich bei einem Barockschloss in der Regel an der Rückseite des Schlosses. Das ist hier nicht möglich, da hinter dem Schloss die Brühler Altstadt liegt. Der Garten liegt stattdessen an der Südseite der Dreiflügelanlage.
Die Gartenfassade ist nicht ganz achsensymmetrisch: Links des Mittelteils gibt es fünf Fensterachsen, rechts nur vier.
Falkenluster Allee
Zwischen den Parkanlagen
Die Poppelsdorfer Allee schneidet an einem Wegstern im Wald die Falkenluster Allee. Sie bildet hier eine breite Waldallee, die von Nordwesten nach Südosten führt. Wir biegen an dem Wegstern links nach Südosten.
Wir treten aus dem schattigen Wald. Eine Brücke führt über den Graben, der den Schlosspark umgibt. Nachdem wir das Tor passiert haben, weitet sich der Blick: Vom Schlosspark Augustusburg führt die Falkenluster Allee schnurgerade über das Feld zum Schlosspark Falkenlust. Rechts, im Südwesten, erstrecken sich die Gemüsefelder bis zu den waldbedeckten Hügeln der Ville. Das Foto zeigt das Parktor mit Blick hinaus nach Südosten in die Falkenluster Allee. In der Ferne wird die Allee von Straße (K7) und Schiene zerschnitten. Letztere wird unter-, erstere überquert (ohne Treppen, aber mit Rampen).
Schloss und Park Falkenlust
Vom Schlosspark Augustusburg führt die Allee zu Schloss Falkenlust, das ebenfalls von einem Park umgeben ist. Die Pläne für das zweigeschossige Jagdschloss Falkenlust (1729–37) lieferte der bayrische Hofbaumeister Francois Cuvillié. Das Schloss lag strategisch günstig, nämlich in der Flugbahn der Reiher auf ihrem Weg zum Rhein. So konnte Erzbischof Clemens August bequem seiner Lust an der Falkenjagd frönen und von der Laterne auf dem Walmdach das Jagdgeschehen beobachten.
Das Schloss bot zwei Personen Platz: Der Erzbischof bezog das Appartement im Erdgeschoss, bestehend aus Schlafzimmer, Kabinett und Garderobe. Im Obergeschoss nahm der Gast Quartier. Zum Essen begab man sich in das Speisezimmer (EG) oder das Cafézimmer (1. OG). 1763 war Mozart zu Gast. Er soll von den kostbaren Kabinetten sehr beeindruckt gewesen sein.
Das Foto zeigt Schloss Falkenlust aus der Vogelperspektive. Vorgelagert ist Schloss Falkenlust ein Ehrenhof, den zwei Nebengebäude umgeben. Dort bereitete man die Speisen zu und lieferte sie dann ins Schloss. Den Ehrenhof beschließt ein prunkvolles schmiedeeisernes Gittertor. Die ineinander verschlungenen Großbuchstaben „C“ und „A“ stehen für „Clemens August“, das ist der Vorname des Kölner Erzbischofs, der den Auftrag zum Bau der Schlösser erteilt hatte.
Im südlichen Gebäude befindet sich heute ein Restaurant mit Außengastronomie unter Sonnenschirmen. In Sichtweite liegt südlich der Falkenluster Allee ein kleiner Parkbau: die Grottenkapelle.
Pierre Laporterie schuf mit der achtseitigen Grottenkapelle Maria Aegyptica (1730) ein Kuriosum: Von Außen wirkt der Zentralbau eher unscheinbar, aber im Inneren sind die Flächen der Wände und des Gewölbes mit Muscheln überwuchert. Maria Aegyptiva (344–421 oder 430) war erst Prostituierte, dann Eremitin. Sie ist Schutzheilige der Büßenden.
Wir folgen dem Weg von der Grottenkapelle in Richtung Nordwesten zur Falkenluster Allee. Über sie kehren wir zurück zum Schlosspark von Augustusburg.
Schloss und Park Augustusburg (II)
Eisenbahn im Schlosspark
Nach der Brücke biegen wir rechts ab und erreichen den Kleinen Inselweiher. Der barocke Schlosspark des 18. Jahrhunderts erfuhr im 19. Jahrhundert einige Veränderungen: Die 1844 eröffnete Bahnlinie zwischen Köln und Bonn durchschneidet seitdem den Park beim Inselweiher. Zum Vogelgezwitscher gesellt sich dann das Rattern und Zischen der Züge. Das Foto oben zeigt den Kleinen Inselweiher mit Blick ostwärts zu den Gleisen. Das Bild links zeigt die Bahnstrecke, Bahnhof und Schloss Augustusburg.
Der Inselweiher wurde durch die Eisenbahn unterteilt in den Kleinen Inselweiher und den Großen Inselweiher, der östlich der Bahnlinie liegt. Dort befand sich das Schneckenhaus (abgerissen 1776). Wir umrunden den kleinen Inselweiher im Uhrzeigersinn. Wendet man sich nach links Richtung Westen, hätte man früher das Indianische Haus erblickt. Es war mit Chinoiserien ausgestattet. 1822 riss man das Bauwerk ab.
Östliches Boskett
Man kann dem Uferrand folgen oder eine kurze Abkürzung durch den Wald nehmen. Man gelangt in beiden Fällen zum Weißweiher, der auf das Schloss gerichtet ist. Südlich des Weißweihers liegt das östliche Boskett (frz. „bosquet“: Wäldchen). In der Mitte der dreieckigen Hecken-Anlage rauscht eine Fontäne. (Spiegelbildlich gibt es noch ein Westliches Boskett.)
Weißweiher
Wir folgen dem Fußweg, der am Weißweiher entlang führt. Der Kanal vereinigt sich beim Schloss mit dem parallel verlaufenden Oberförsterweiher. Zwischen den Weihern liegt eine Halbinsel (Ostgarten). Das Foto zeigt links die Bäume des Ostgartens, in der Mitte den Weißweiher mit dem Fußweg. Im Hintergrund der Wald. Durch das Promenadentor führt der Rundweg zurück zum Bahnhof Brühl.
Warum sind die Schlösser Augustusburg und Falkenlust UNESCO-Weltkulturerbe?
Die UNESCO hat die Schlösser und Gärten von Augustusburg und Falkenlust zum Weltkulturerbe erklärt, weil zwei (von sechs) Weltkulturerbe-Kriterien erfüllt sind:
„Kriterium (ii): Augustusburg und Falkenlust sind die ersten wichtigen im Rokoko-Stil erschaffenen Gebäude in Deutschland. Über ein Jahrhundert waren sie Vorbild für viele Fürstenhöfe.
Schloss Augustusburg ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Geschlossen: Dezember – Januar.
Öffnungszeiten Schlosspark Augustusburg
Monat
Tag
Uhrzeit
01.11. – 31.01.
tägl.
08:00 – 17:00
01.02. – 14.03.
tägl.
08:00 – 18:00
15.03. – 28.03.
tägl.
07:00 – 19:00
29.03. – 30.04.
tägl.
07:00 – 20:00
01.05. – 31.08.
tägl.
07:00 – 21:00
01.09. – 30.09.
tägl.
07:00 – 20:00
01.10. – 24.10.
tägl.
07:00 – 19:00
25.10. – 31.10.
tägl.
07:00 – 18:00
Die Falkenluster Allee ist jederzeit frei zugänglich.
UNESCO-Welterbe in Brühls Nähe
Kölner Dom
Der Kölner Dom ist eine der beeindruckendsten Kathedralen der Gotik. Sehenswert sind der goldene Dreikönigenschrein, das funkelnde Richterfenster … und Köln, die Millionenstadt am Rhein.
Der Aachener Dom war Krönungsstätte deutscher Könige und Kaiser. Er gilt als bedeutendstes Bauwerk der Karolingerzeit. Sehenswert sind der gotische Chor und der Domschatz.
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