UNESCO-Welterbe in Berlin: 3 Sehenswürdigkeiten
UNESCO-Welterbe in Berlin. Überblick
Das UNESCO-Welterbe in Berlin umfasst drei Stätten. Alle drei zählen zum Weltkulturerbe:
- Schlösser und Parks im Westen Berlins (als Teil der Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“),
- die Museumsinsel Berlin in der Mitte Berlins,
- sechs Siedlungen der Berliner Moderne in mehreren Stadtteilen, u. a. im Südosten.
In Berlin befindet sich keine UNESCO-Weltnaturerbestätte.
Es gibt fünf ehemalige, aber keinen aktuellen Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in Berlin.
Inhalt
Karte UNESCO-Welterbe in Berlin
UNESCO-Weltkulturerbe in Berlin
Schlösser und Parks von Berlin
Die Schlösser und Parks von Berlin zählen mit denen von Potsdam zur Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“. Es handelt sich um:
- Jagdschloss Glienicke und Schloss Glienicke im Park Glienicke (Berlin-Wannsee);
- die Pfaueninsel (0,67 km²) in der Havel mit mehreren Parkbauten (siehe Foto).
Museumsinsel Berlin
Auf der Museumsinsel Berlin befinden sich fünf weltbedeutende Museen und der Berliner Dom. Ausgestellt sind u. a. die Nofretete-Büste, das Ischtar-Tor aus Babylon oder der Pergamon-Altar.
Siedlungen der Berliner Moderne
Zur Welterbestätte „Siedlungen der Berliner Moderne“ zählen sechs Wohngebiete, die von namhaften Architekten entworfen wurden. Ein Beispiel ist die Hufeisensiedlung im Südosten von Berlin (Berlin-Britz). Sie wurde 1925–33 nach Plänen von Bruno Taut und Martin Wagner erbaut. Die Grünanlage entwarf der Gartenarchitekt Leberecht Migge.
Ehemalige Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in Berlin
Sehenswert sind auch die ehemaligen Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in Berlin:
- das Ensemble Unter den Linden,
- der Gendarmenmarkt,
- die Berliner Philharmonie,
- das Wasserwerk Friedrichshagen und
- die AEG-Turbinenfabrik.
Ensemble Unter den Linden (1990)
Unter den Linden ist eine Straße in Berlin-Mitte. Sie führt vom Pariser Platz beim Brandenburger Tor (im Westen) zum UNESCO-Welterbe Museumsinsel Berlin (im Osten). Kurfürst Johann Georg ließ 1573 einen Feldweg vom Stadtschloss zum Tiergarten anlegen, der seit 1647 mit Linden bepflanzt ist. Ab dem 17. Jh. erfolgte die Bebauung. Aus dem Feldweg wurde eine innerstädtische Prachtstraße. Im Zweiten Weltkrieg wurden fast alle Gebäude zerstört oder schwer beschädigt.
Die Architekten der Nachkriegszeit hatten eine Doppelaufgabe zu bewältigen: Neubau und Wiederaufbau in einem bis dahin unbekannten Ausmaß. Das Ergebnis kann sich sehen lassen bei einem Spaziergang entlang des Boulevards Unter den Linden. Zu den bedeutenden Bauten zählen (von Ost nach West):
- Das barocke Zeughaus (1695–1706, Jean de Bodt, Martin Grünberg, Johann Nering, Andreas Schlüter) ist das älteste Gebäude der Straße. Im Erdgeschoss lagerten Kanonen, im Obergeschoss Gewehre. Heute ist im Zeughaus das Deutsche Historische Museum untergebracht. Ein Tunnel unter der Straße führt zur Ausstellungshalle.
Die Ausstellungshalle mit der gläsernen Wendeltreppe hinter dem Zeughaus plante der US-chinesische Architekt Ieoh Ming Pei (1917–2019). Webseite Deutsches Historisches Museum: https://www.dhm.de/
- Kronprinzenpalais (erbaut 1663, Abriss der Kriegsruine 1961, veränderter Wiederaufbau 1968–70 durch den Bauhausabsolventen Richard Paulick) war Stadtresidenz der Hohenzollern-Kronprinzen. Hier wurde am 31. August 1990 der Einigungsvertrag zwischen beiden deutschen Staaten unterzeichnet. 360°-Innenansicht: http://www.alma-mahler.com/deutsch/gallery/photo_archive_pan_berlin.html.
- Die Humboldt-Universität zu Berlin, gegründet 1810 durch Wilhelm von Humboldt, ist die älteste Hochschule Berlins. Sie hat ihren Hauptsitz im Palais des Prinzen Heinrich (erbaut 1748–53). Nach Kriegszerstörung wurde das Barockgebäude bis 1962 wiederaufgebaut. Im Innenhof erinnert eine der Statuen an Luise Meisner, die erste Professorin der Uni und Nobelpreisträgerin. Webseite: https://www.hu-berlin.de/
Architekt des Heinrich-Palais war der Niederländer Jan Bouman (1706–76), der zu den bedeutendsten Architekten des friderizianischen Rokoko zählt. Er plante in Potsdam das Rathaus und das Holländische Viertel (1733–42) und war Bauleiter der auf der anderen Straßenseite stehenden St.-Hedwigs-Kathedrale (Webseite: http://www.hedwigs-kathedrale.de/). Sie wird verdeckt von der Staatsoper:
- Am Bebelplatz steht die Staatsoper Unter den Linden (1741–43, Wenzeslaus von Knobelsdorff). Sie brannte 1843 ab, wurde wiederaufgebaut, rund 100 Jahre später zerbombt und 1951–55 durch Richard Paulick wieder wiederaufgebaut. An ihn erinnert der Paulick-Saal. Webseite: http://www.staatsoper-berlin.org/
- Die Staatsbibliothek Unter den Linden (1903–14, Ernst von Ihne) ist mit rund 170 Meter Länge das größte Bauwerk des Viertels. Der Allgemeine Lesesaal zeigt ein neues Gesicht seit einem Umbau (2005–19) nach Plänen von Hans-Günter Merz. Sein Büro war auch verantwortlich für die Sanierung der Alten Galerie und der Staatsoper sowie für Bauten in den UNESCO-Welterbestätten Kloster Lorsch und Zeche Zollverein. Webseite: https://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/die-gebaeude/haus-unter-den-linden/
- Das Gebäude der Russischen Botschaft (1949–53, Strischeswkij, Lebedinskij, Sichert, Skujin) ist ein Beispiel für den Sozialistischen Klassizismus (Webseite: https://germany.mid.ru/de). Der Gebäudekomplex (inklusive Russischer Handelsvertretung, Aeroflot-Vertretung, Schule und Wohnungen) nimmt fast den gesamten Block ein, in dem sich auch Abgeordnetenbüros des Deutschen Bundestags befinden.
Auf dem Brandenburger Tor (1789–93, Langhans) steht die rekonstruierte Quadriga (1793, Johann Gottfried Schadow; Rekonstruktion 1956), ein Streitwagen mit der Siegesgöttin, die vier Pferde lenkt. Das Tor war eines von mehreren Stadttoren, die Durchlass durch die Berliner Zollmauer boten. Vorbild für das Brandenburger Tor war ein Gebäude in einem weltbekannten Welterbe, nämlichen die Propyläen. Dieser Torbau ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Akropolis von Athen.
Im Westen geht die Straße „Unter den Linden“ über in die Straße des 17. Juni, die am Ernst-Reuter-Platz endet.
Gendarmenmarkt (1990)
Der Gendarmenmarkt ist ein rechteckiger Platz südlich der Straße „Unter den Linden“. Er wurde ab 1688 nach Plänen von Johann Arnold Nering angelegt. 100 Jahre später begann man mit dem Bau der Gebäude, die auf dem Gendarmenmarkt stehen:
- Im nördlichen Drittel stehen die Französische Friedrichstadtkirche und der Französische Dom (1780–85, Carl von Gontard), erbaut für die französischen Hugenotten, denen 1685 durch das Edikt von Potsdam freie Religionsausübung gewährt wurde. Dort befindet sich das Hugenottenmuseum. https://www.hugenottenmuseum-berlin.de/
- Im mittleren Drittel befindet sich das Schauspielhaus (1818–21, Karl Friedrich Schinkel), das seit 1992 offiziell „Konzerthaus Berlin“ heißt. http://www.konzerthaus.de/
- Im südlichen Dritten stehen die Neue Kirche und der Deutsche Dom (1780–85, Carl von Gontard). Er beherbergt die Historische Ausstellung des Deutschen Bundestages. https://www.bundestag.de/deutscherdom
Die zwei Kirchen (und die Türme) sind keine Dome. Die Türme haben ihren Namen von dem französischen Wort „dôme“ (Kuppel), da beide ein Kuppeldach tragen.
Die DDR beschloss 1976, den Platz zu einem kulturellen Zentrum Berlins wiederaufzubauen.
Von 1950 bis 1991 hieß der Gendarmenmarkt „Platz der Akademie“, benannt nach der Akademie der Wissenschaften der DDR. Die DDR existiert nicht mehr, eine Akademie gibt es aber immer noch: die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften an der Ostseite, im ältesten erhaltenen Gebäude (1901–03, Paul Kieschke). http://www.bbaw.de/
Zu den bedeutenden Gebäuden der Randbebauung zählen u. a.
- im Westen die Hochschule für Musik Hanns Eisler, benannt nach dem österreichischen Komponisten (1898–1962), der für Hollywood Filmmusik und für die DDR die Nationalhymne komponierte. http://www.hfm-berlin.de/
- im Süden das Hilton Berlin. Berlins größtes 5-Sterne-Luxushotel ist einem Hotelbau aus DDR-Zeiten (erbaut 1989–90) untergebracht. Bauherr war die DDR-Hotelkette Interkontinental, die für ausländische Gäste Hotels betrieb, um Devisen zu gewinnen. http://www.hiltonhotels.de/deutschland/hilton-berlin/
Im Winter findet auf dem Gendarmenmarkt ein Weihnachtsmarkt statt.
Berliner Philharmonie (1993–96)
1956 bis 1963 errichtete man in der Nähe der Berliner Mauer, die die Stadt teilte, die Berliner Philharmonie. Architekt war Hans Scharoun (1893–1972), der auch für das UNESCO-Welterbe Großsiedlung Siemensstadt verantwortlich war. Nach Scharouns Skizzen schuf sein Schüler und Büropartner Edgar Wisniewski (1930–2007) die Pläne für den Kammermusiksaal im Süden (1984–87). Er entwarf auch die Gebäude im Osten der Philharmonie (Musikinstrumentenmuseum, Staatliches Institut für Musikforschung).
Die vier Gebäude bilden mit anderen Kultureinrichtungen das Kulturforum Berlin. Das Gebäude der Staatsbibliothek Potsdamer Straße ist ebenfalls ein Werk Scharouns (erbaut 1967–78).
Wasserwerk Friedrichshagen (1990)
Im Südosten Berlins erstreckt sich der größte Berliner See: der 7,4 km² große Müggelsee. An seinem Nordufer liegt Friedrichshagen. Als drittes Berliner Wasserwerk entstand zwischen 1889 und 1899 nach Plänen des Briten Henry Gill das Wasserwerk Müggelsee, später „Wasserwerk Friedrichshagen“. Es war seinerzeit mit einer Fläche von 55 Hektar das größte Wasserwerk Europas.
Zunächst entnahm man Oberflächenwasser aus dem Müggelsee, später bohrte man in Ufernähe 350 Tiefbrunnen, um hochwertigeres Grundwasser zu gewinnen. Auf dem Gelände des Wasserwerks erfolgte die Wasser-Verarbeitung mithilfe von Langsam- und Schnellfiltern sowie Rieslern, die dem Wasser Eisen entziehen. Das gereinigte Wasser wird in Reinwasserbehältern zwischengespeichert und von dort in das Trinkwassernetz eingespeist. Zur Infrastruktur zählen Wasserspeicher, Schöpfmaschinenhäuser (Pumpenstationen) sowie Wohn- und Verwaltungsgebäude.
Zwischen Müggelsee und Müggelseedamm steht das Seewasserwerk. Dort befindet sich das „Museum im alten Wasserwerk Friedrichshagen“. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) bieten Führungen durch das alte Wasserwerk an (https://www.bwb.de/de/fuehrungen.php).
Östlich des Museums liegt das Strandbad Müggelsee. http://www.strandbad-mueggelsee.de/
AEG-Turbinenfabrik (1993–96)
Im Arbeiterviertel Berlin-Moabit entstand 1908–09 die AEG-Turbinenfabrik mit der kleineren Seitenhalle. In der Fabrik wurden Dampfturbinen für Kraftwerke gebaut. Entsprechend groß sind die Dimensionen der Turbinenhalle: Sie ist 25 m hoch und 123 m lang (1939–40 Verlängerung auf 207 m; Pläne: Jacob Schallenberger, Paul Schmidt).
Die Fabrik ist ein Meilenstein der Industriearchitektur: Während man Fabriken zuvor u. a. mit Zinnen und Türmchen aufhübschte, hat man bei der die AEG-Turbinenhalle auf Bauschmuck verzichtet (noch konsequenter bei der Seitenhalle).
Die Pläne lieferte der Designer und Architekt Peter Behrens (1868–1940), die Bauausführung lag bei dem Bauingenieur der Oberbaumbrücke, Karl Bernhard (1859-1937).
Behrens war für das Corporate Design der AEG verantwortlich und entwarf zahlreiche AEG-Bauten (z. B. die Montagehalle für Großmaschinen (1912, Gesundbrunnen), die der Turbinenhalle ähnlich sieht).
Behrens war Teilnehmer der Werkbund-Ausstellung Weißenhofsiedlung in Stuttgart (UNESCO-Welterbe). Sein Wohnhaus (1900–01) steht in der Mathildenhöhe Darmstadt (UNESCO-Welterbe).
Das UNESCO-Welterbe in Berlin spielt auch eine bedeutende Rolle für die Geschichte Berlins.
UNESCO-Weltnaturerbe in Berlin
In Berlin gibt es bislang weder eine UNESCO-Weltnaturerbestätte noch ein Biosphärenreservat oder einen Nationalpark.
Immaterielles Kulturerbe in Berlin
In Berlin gibt es kein immaterielles Kulturerbe von lokaler oder regionaler Bedeutung. Mehrere Kulturformen von bundesweiter Bedeutung sind in Berlin vertreten, ein Beispiel ist die Handwerksmüllerei. Sie wurde 2018 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes eingetragen (https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/bundesweites-94).
In Berlin gibt es nicht nur Mühlen, sondern auch Deutschlands Ausbildungsstätte für Windmüller:innen: die Britzer Mühle.
Handwerksmüllerei in Wind- oder Wassermühlen
In Berlin haben sich von rund 150 Windmühlen (um 1860) noch acht erhalten:
- Eine Bockwindmühle und eine Holländermühle im Deutschen Technikmuseum Berlin sowie eine Wassermühle (http://www.dtmb.de/).
- Vier Mühlen an ihrem Ursprungsstandort (Britzer Mühle, Zehendorfer Mühle, Adlermühle in Mariendorf und Jungfernmühle in Gropiusstadt).
- Zwei Neubauten in Gatow und Marzahn (siehe Foto links).
Wichtigster Mühlenstandort war der Prenzlauer Berg, der zuvor Mühlenberg hieß. Die Britzer Mühle (erbaut 1865) ist voll funktionsfähig und dient als Ausbildungsstätte (http://www.britzer-muellerverein.de/). Sie steht auf einem Hügel im 90 ha großen Britzer Garten (Landschaftspark).
Der Deutsche Mühlentag, veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung, wird jährlich am Pfingstmontag gefeiert. Auch Berliner Mühlen beteiligen sich am Mühlentag. Webseite mit Karte der teilnehmenden Mühlen: https://deutschermuehlentag.de/
UNESCO-Welterbe in Berlin besuchen
Berlin Anfahrt
- ICE-Bahnhof: Berlin Hauptbahnhof, Gesundbrunnen, Südkreuz
- Autobahn: A 10 (Berliner Ring); A 100, 111, 113, 115
- Radfernweg:
- D-Route 3 (= Europaradweg R1)
- D-Route 11 (Ostsee – Oberbayern)
- Flughafen: Berlin-Brandenburg (BER)
Kurzinfo Berlin
- Einwohner:innen: 3.645.000
- Hauptstadt: Berlin
- Stadteile: Pankow (411.000 Einw.), Mitte (384.000), Tempelhof-Schöneberg (350.000), Charlottenburg-Wilmersdorf (342.000), Neukölln (328.000), Steglitz-Zehlendorf (309.000), Lichtenberg (297.000), Friedrichshain-Kreuzberg (290.000), Treptow-Köpenick (276.000), Marzahn-Hellersdorf (274.000), Reinickendorf (266.000), Spandau (246.000)
- Nachbarländer: Brandenburg
- Höchster Berg: Großer Müggelberg (115 m)
- Hauptgewässer: Spree, Havel; Großer Müggelsee (7,4 km²)
UNESCO-Welterbe in Berlins Nähe
Das UNESCO-Welterbe in Berlin zählt zum
In der Nähe Berlins liegen mehrere Welterbestätten:
- UNESCO-Welterbe in Brandenburg: Grumsiner Forst (Teil des Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder Deutschlands„), Bauhausstätte Bernau (Teil des Weltkulturerbes „Bauhausstätten in Weimar, Dessau und Bernau„)
- UNESCO-Welterbe in Polen