UNESCO-Welterbe in der Ukraine: 8 Sehenswürdigkeiten
UNESCO-Welterbe in der Ukraine. Überblick
Das UNESCO-Welterbe in der Ukraine umfasst acht Welterbestätten (Stand 2023):
- Zum UNESCO-Weltkulturerbe in der Ukraine zählen sieben Stätten, z. B. die Altstadt von Lemberg.
- Das UNESCO-Weltnaturerbe in der Ukraine besteht aus einer Stätte.
- Auf der Roten Liste des bedrohten Welterbes steht die Altstadt von Odessa.
Das UNESCO-Weltdokumentenerbe in der Ukraine zählt vier Dokumente.
Das immaterielle Welterbe in der Ukraine umfasst zwei Kulturformen.
Inhalt
- 1 UNESCO-Welterbe in der Ukraine. Überblick
- 2 Karte Ukraine
- 3 UNESCO-Weltkulturerbe in der Ukraine
- 3.1 Kiew: Sophienkathedrale mit Klosterbauten und Höhlenkloster Lawra Petschersk
- 3.2 Lwiw (Lemberg) – das Ensemble der Altstadt
- 3.3 Struve-Bogen
- 3.4 Residenz der Metropoliten der Bukowina und Dalmatiens
- 3.5 Antike Stadt in der taurischen Chersones und ihre Chora
- 3.6 Holzkirchen der Karpatenregion in Polen und der Ukraine
- 3.7 Altstadt von Odessa
- 4 UNESCO-Weltnaturerbe in der Ukraine
- 5 UNESCO-Biosphärenreservate in der Ukraine
- 6 UNESCO-Weltdokumentenerbe in der Ukraine
- 7 Immaterielles Kulturerbe in der Ukraine
- 8 UNESCO-Welterbe der Ukraine besuchen
- 9 UNESCO-Welterbe in der Nähe der Ukraine
Karte Ukraine
UNESCO-Weltkulturerbe in der Ukraine
Kiew: Sophienkathedrale mit Klosterbauten und Höhlenkloster Lawra Petschersk
Das Welterbe in der ukrainischen Hauptstadt Kiew (3 Mio. Einw.) besteht aus zwei Meisterwerken der Ukrainer Barockarchitektur und -malerei:
- Die ukrainisch-orthodoxe Sophienkathedrale (11. Jh.) in der Kiewer Altstadt wurde nach dem Vorbild der Hagia Sophia in Istanbul errichtet. Sie sollte Kiew als neues Konstantinopel symbolisieren. Nach zwei Zerstörungen wurde sie ab 1699 wiederaufgebaut. Erhalten haben sich kostbare Fresken und Mosaiken.
- Das ukrainisch-orthodoxe Höhlenkloster Lawra Petschersk erstreckt sich am Westufer des Dnepr im Süden von Kiew. Der heilige Antonius von Kiew gründete 1051 ein Höhlenkloster. Oberhalb der Höhlen steht die prächtige Maria-Himmelfahrt-Kathedrale (11. Jh., Umbau im Ukrainer Barock). Deutsche Truppen sprengten die Kirche 1941. Sie wurde 1998–2000 wiederaufgebaut. Das Kloster gilt als einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte der orthodoxen Christenheit und trägt seit 1688 den Ehrentitel „Lawra“.
Im Jahr 2005 erweiterte man das Welterbe um die Erlöserkirche von Berestow (12. Jh.) im Norden des Höhlenklosters. Geplant sind zusätzliche Erweitungen (St. Andreas und St. Kyrll, beide in Kiew; http://whc.unesco.org/en/tentativelists/5423).
- Nr. 527 (http://whc.unesco.org/en/list/527)
- Jahr: 1990
- Kriterien: i, ii, iii, iv
Beide Kirchen repräsentieren die zwei Teile der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche:
- Das Höhlenkloster ist die Residenz des Metropoliten der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats.
- 2018 spaltete sich die Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Kiewer Patriarchats ab. Sie hat ihre Residenz im St. Michaelskloster gegenüber der Sophienkathedrale in Kiew.
Lwiw (Lemberg) – das Ensemble der Altstadt
Lemberg/Lwiw (717.000 Einw.) ist das Zentrum der Westukraine. Das Welterbe besteht aus zwei Bereichen:
- Burgberg und Altstadt. 1256 baute Daniel Romanowitsch, der König von Russland, auf einem Berg die Hohe Burg für seinen Sohn Lew. (Davon leiten sich die Stadtnamen „Lemberg“ und „Lwiw“ ab.) Im Tal südwestlich der Burg entwickelte sich ein bedeutendes Handelszentrum mit reichem Kulturleben (älteste Universität der Ukraine (mit Lemberger Mathematikschule); älteste Synagoge der Ukraine). In der Altstadt haben sich Gebäude seit der Renaissance erhalten.
- Die griechisch-katholische St. Georgs-Kathedrale (westlich der Altstadt) wurde 1744–72 nach Plänen von Bernhard Meretyn erbaut. Sie war bis 2005 Hauptkirche der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche (Teil der römisch-katholischen Kirche, aber mit byzantinischem Ritus). Seit 2011 ist die Auferstehungskathedrale in Kiew die Hauptkirche.
In Lemberg lebten u.a. Polen und Ukrainer*innen jüdischen, katholischen oder orthodoxen Glaubens, z. B. der polnisch-jüdische Science-Fiction-Autor Stanisław Lem („Solaris“, 1912). Webseite: https://www.lemberg-lviv.com/gut-zu-wissen-in-lemberg/touristeninformation-in-lemberg/
- Nr. 865 (http://whc.unesco.org/en/list/865)
- Jahr: 1998
- Kriterien: ii, v
Struve-Bogen
Jede Verbindung zwischen Nord- und Südpol, die auf der gekrümmten Erdoberfläche verläuft, ist ein Meridianbogen. Der deutsche Astronom Friedrich Wilhelm von Struve führte von 1816 bis 1855 Messungen an einem rund 3.000 km langen Meridianbogen durch. Dieser führt (von Nord nach Süd) durch Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen, Belarus, Ukraine und Moldau. Von den 265 Messpunkten wurden für das Welterbe 34 ausgewählt, von denen vier in der Ukraine liegen (von Nord nach Süd): Katerynowka (Nr. 213), Felschtyn (Nr. 215), Baranowka (Nr. 218) und der südlichste Messpunkt des Struve-Bogens in Stara Nekrassiwka (Nr. 265)).
Durch die Messungen konnte Struve bestätigen, dass die Erde keine perfekte Kugel, sondern an den Polen abgeflacht ist.
Der Struve-Bogen war der längste Meridianbogen des 19. Jahrhunderts. Z. B. führt durch die Sternwarte Kremsmünster (Welterbekandidat) in Österreich ein „lediglich“ 700 km langer Meridianbogen.
- Nr. 1187 (http://whc.unesco.org/en/list/1187)
- Jahr: 2005
- Kriterien: ii, iii, vi
Residenz der Metropoliten der Bukowina und Dalmatiens
1867–1874 entstand in der Stadt Czernowitz (250.000 Einw.) die prächtige Residenz mit Priesterseminar. Architekt war der Tscheche Josef Hlávka (1831–1908). In dem Gebäude befindet sich seit 1875 die Theologische Fakultät der Franz-Josephs-Universität (heute: Nationale Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz).
Ein Metropolit ist in der orthodoxen Kirche ein Bischof, dem mehrere Bistümer unterstehen (vgl. Erzbischof in der römisch-katholischen Kirche).
Die Landschaft Bukowina (dt.: Buchenland) liegt beiderseits der ukrainisch-rumänischen Grenze (mit der Hauptstadt Czernowitz). Dalmatien ist eine Landschaft an der kroatischen Adria mit der Hauptstadt Zadar. Beide Gebiete, die räumlich nicht verbunden sind, waren österreichisches Kronland. Webseite: http://www.chnu.cv.ua/
- Nr. 1330 (http://whc.unesco.org/en/list/1330)
- Jahr: 2011
- Kriterien: ii, iii, iv
Antike Stadt in der taurischen Chersones und ihre Chora
Das Welterbe besteht aus sechs Gebieten bei der Stadt Sewastopel (510.000 Einw.) auf der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim (26.844 km²; seit 2014 von Russland besetzt).
- Die Ruinen der Stadt Chersones liegen an einer Bucht im Norden Sewastopols. Die Griechen gründeten im 6. Jh. mehrere Kolonien auf der Krim. Chersones wurde später Teil des Römischen Reichs. Von 838 bis zur Zerstörung 1400 war Chersones Provinzhauptstadt des Byzantinischen Reichs. Erhalten habe sich u. a. Teile der 3,5 km langen Stadtmauer und die Grundmauern der Stadt (u. a. Kirchen, Tempel, Amphitheater).
- Die fünf anderen Gebieten liegen in der Chora (griech.; „Feld“) der Stadt. Dort befinden sich Ruinen von Gehöften, vier Festungen und einem Kloster.
Lage und Größe der sechs Gebiete sind in diesen Karten verzeichnet (http://whc.unesco.org/document/123803). Infos: http://www.chersonesos.org/?p=index&l=eng
- Nr. 1411 (http://whc.unesco.org/en/list/1411)
- Jahr: 2013
- Kriterien: ii, v
Holzkirchen der Karpatenregion in Polen und der Ukraine
Das Welterbe besteht aus 16 Holzkirchen, von denen je acht in Polen und in der Ukraine stehen. Sie wurden zwischen dem 16. und 19. Jh. errichtet; einige für ostkatholische, andere für orthodoxe Gemeinden. Das Foto zeigt die westlichste der ukrainischen Holzkirchen, die Kirche des Erzengels Michael beim Dorf Uschok (780 Einw.). Das Dorf nahe des ukrainisch-polnisch-slowakischen Dreiländerecks wurde 1585 erstmals erwähnt. Die Holzkirche entstand 1745, der blechverkleidete Glockenturm 1927.
- Nr. 1424 (http://whc.unesco.org/en/list/1424)
- Jahr: 2013
- Kriterien: iii, iv
Hinweis: Die Holzkirchen in Polen und der Ukraine sind ein eigenes Welterbe, bilden aber eine Ergänzung der acht „Holzkirchen im slowakischen Teil der Karpaten„, die bereits 2008 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurden (https://whc.unesco.org/en/list/1273).
Altstadt von Odessa
Die Hafenstadt Odessa (1,0 Mio. Einw.) liegt an der Nordküste des Schwarzen Meeres. 1792 veranlasste die deutschstämmige Zarin Katharina die Große die Gründung der Stadt, die geprägt ist durch die rechtwinklig verlaufenden Boulevards. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt u. a. die Verklärungskathedrale im Westen der Altstadt. Sie wurde im 19. Jh. erbaut, 1936 gesprengt und ab 1999 wiederaufgebaut. Im Kalkfelsen unterhalb der Stadt erstrecken die Katakomben von Odessa (Gesamtlänge ca. 2.500 km; Info), die im 2. Weltkrieg als Rückzugsort dienten. Webseite: http://omr.gov.ua/
Die Sternwarte Odessa im Lunapark (Nordosten der Altstadt) zählt seit 2008 mit drei anderen „Astronomischen Observatorien in der Ukraine“ zu den Kandidaten für das UNESCO-Welterbe (http://whc.unesco.org/en/tentativelists/5267).
Als Wahrzeichen von Odessa gilt die Potemkinsche Treppe (1837–41), die vom Norden der Altstadt hinab zum Hafen führt. Sie trennt den Griechischen Park vom Istanbul-Park. Die Treppe ist 142 m lang, wirkt aber länger, da sich die Erbauer eines optischen Tricks bedienten: Die Treppenbreite verjüngt sich (von unten nach oben) von rund 22 m auf 13 m. Der Name leitet sich ab von dem Film „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925, Regie: Sergej Eisenstein), da eine Schlüsselszene (4. Akt) auf der Treppe spielt.
Am oberen Treppenende erinnert das Richelieu-Denkmal an den Franzosen, der ab 1803 Statthalter von Neurussland war. Dieses Gebiet erstreckte sich im Süden der heutigen Ukraine. (Dessen Hauptstadt war nicht Odessa, sondern Dnipro (bis 2016: Dnipropetrowsk; 1 Mio. Einw.).)
Die von Russland seit 2014 besetzten Gebiete (z. B. Krim, Donbass) decken sich mit dem Ostteil von Neurussland, Odessa liegt im Westen (zu Hintergründen vgl. https://www.dw.com/de/odessa-ukrainische-stadt-mit-russischen-wurzeln/a-61262120). Die UNESCO hält die Altstadt von Odessa für gefährdet: Sie wurde am 25.01.2023 im Eilverfahren zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und zugleich auf die Rote Liste des bedrohten Welterbe gesetzt.
- Nr: 1703 (https://whc.unesco.org/en/list/1703)
- Jahr 2023
- Kriterien: ii, iv
UNESCO-Weltnaturerbe in der Ukraine
Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas
Das transnationale Welterbe umfasst Buchenwälder in 18 europäischen Ländern (u.a. in Deutschland). In der Ukraine zählen 11 Wälder zum Welterbe. Fünf liegen im UNESCO-Biosphärenreservat Karpaten, darunter das Schutzgebiet Uholka-Schyrokyj Luh. Dort steht mit rund 90 km² Fläche der größte Rotbuchenurwald der Welt. Webseite: http://cbr.nature.org.ua/
- Nr. 1133 (http://whc.unesco.org/en/list/1133)
- Jahr: 2007
- Kriterien: ix
UNESCO-Biosphärenreservate in der Ukraine
In der Ukraine gibt es mehrere UNESCO-Biosphärenreservate. Ein Beispiel ist Askanija-Nowa:
Askanija-Nowa
Das 333 km² große Biosphärenreservat liegt ca. 60 km nördlich der Krim. Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen gründete 1828 dort in der Steppenlandschaft eine Schafzucht-Kolonie, da er in Grimschleben bei Nienburg keinen Platz hatte. Der Name Neu-Askania ist nach Ferdinands Geschlecht der Askanier benannt. Nowa-Askanija ist seit 1921 Naturschutzgebiet (das älteste der Ukraine). Das Biosphärenreservat besteht aus zwei großen Steppengebieten (nördlich und östlich der Siedlung Askanija-Nowa) und dem Dendrologischen Park zwischen beiden. Webseite: http://askania-nova-zapovidnik.gov.ua/
Seit 1989 steht Askanija-Nowa auf der Kandidatenliste für das UNESCO-Weltnaturerbe (http://whc.unesco.org/en/tentativelists/673).
UNESCO-Weltdokumentenerbe in der Ukraine
Zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in der Ukraine zählen vier Dokumente:
- Sammlung jüdischer Folkloremusik, 1912–1947 (2005, Wernadski-Nationalbibliothek, Kiew).
- Radzwill-Archive und Sammlung der Bibliothek Njaswisch (Nieśwież) (2009; gemeinsam mit Finnland, Litauen, Polen, Russland und Weißrussland)
- Dokumente zur Gründung der Union von Lublin (2017; gemeinsam mit Lettland, Litauen, Polen und Weißrussland)
- Sammlung zur Katastrophe von Tschernobyl (2017, Staatsarchiv der Ukraine)
Immaterielles Kulturerbe in der Ukraine
Das immaterielle Kulturerbe in der Ukraine zählt zwei Kulturformen:
- Die dekorative Malerei in Petrykiwka als Ausdruck der ukrainischen Volkskunst (2013; https://ich.unesco.org/en/RL/petrykivka-decorative-painting-as-a-phenomenon-of-the-ukrainian-ornamental-folk-art-00893)
- Die traditionelle Keramikmalerei in Kossiw (2019; https://ich.unesco.org/en/RL/tradition-of-kosiv-painted-ceramics-01456)
UNESCO-Welterbe der Ukraine besuchen
Aktuelle Reiseinfos Ukraine
- Reisehinweise des Auswärtiges Amts: Aktuelle Informationen zur Ukraine
- Wetter in der Ukraine: https://worldweather.wmo.int/en/country.html?countryCode=UKR
- Aktuelle Nachrichten (Deutsche Welle): https://p.dw.com/p/1AYfN
- Wohlstandsniveau: Ukraine im Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index)
- Feiertage in der Ukraine
Länderinfo Ukraine
- Einwohner*innen: 41.830.000 (ohne Krim)
- Fläche: 603.600 km² (inkl. Krim)
- Landeshauptstadt: Kiew
- Großstädte: Kiew (3,0 Mio. Einw.), Charkiw (1,4 Mio.), Odessa (1,0 Mio.), Dnipro (0,98 Mio.), Donezk (0,9 Mio.), Saporischschja (722.000), Lemberg (721.000), Krywyj Rih (613.000), Mykolajiw (476.000), Sewastopol (464.000)
- Nachbarländer: Belarus / Weißrussland, Moldau, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Ungarn
- Höchster Berg: Howerla (2.061 m)
- Hauptgewässer: Schwarzes Meer (436.400 km²), Asowsches Meer (37.600 km²), Krementschuker Stausee (2.252 km²; größter Stausee der Ukraine), Jalpuhsee (149 km²; größter natürlicher See); Donau (2.857 km), Dnepr (2.201 km), Dnister (1.352 km), Desna (1.130 km), Pruth (953 km), Südlicher Bug (857 km)
UNESCO-Welterbe in der Nähe der Ukraine
Das UNESCO-Welterbe in der Ukraine zählt zum UNESCO-Welterbe in Europa.
In der Nähe der Ukraine befinden sich mehrere Welterbestätten: