UNESCO-Welterbe in Thüringen: 5 Sehenswürdigkeiten
UNESCO-Welterbe in Thüringen. Überblick
Das UNESCO-Welterbe in Thüringen umfasst folgende Welterbestätten (Stand 2023):
- Bauhausstätte Weimar (UNESCO-Weltkulturerbe zusammen mit Stätten in Dessau und Bernau)
- Klassisches Weimar (UNESCO-Weltkulturerbe)
- Wartburg (UNESCO-Weltkulturerbe)
- Nationalpark Hainich (UNESCO-Weltnaturerbe zusammen mit Wäldern in 18 Ländern Europas)
- Jüdisch-mittelalterliches Erbe in Erfurt (UNESCO-Weltkulturerbe)
Daneben gibt es vier bedeutende (ehemalige) Kandidaten für das UNESCO-Welterbe.
Das Weltdokumentenerbe in Thüringen zählt drei Eintragungen. Außerdem gibt es zwei Kulturformen, die als immaterielles Kulturerbe von lokaler Bedeutung registriert sind.
Inhalt
- 1 UNESCO-Welterbe in Thüringen. Überblick
- 2 Karte Thüringen
- 3 UNESCO-Weltkulturerbe in Thüringen
- 4 UNESCO-Weltnaturerbe in Thüringen
- 5 Ehemalige Kandidaten für das Welterbe in Thüringen
- 6 UNESCO-Weltdokumentenerbe in Thüringen
- 7 Immaterielles Kulturerbe in Thüringen
- 8 Reiseziel Thüringen
- 9 UNESCO-Welterbe in der Nähe von Thüringen
Karte Thüringen
UNESCO-Weltkulturerbe in Thüringen
Bauhausstätte Weimar
Das Kunstschulgebäude, die Kunstgewerbeschule und das Haus „Am Horn“ bilden die Welterbestätte in Weimar. Sie zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe „Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau“. In Weimar gibt es noch eine zweite Welterbestätte: Klassisches Weimar.
Klassisches Weimar
Das Weltkulturerbe Klassisches Weimar erinnert an die Schriftsteller der Weimarer Klassik: Goethe, Herder, Schiller und Wieland. Sie wurden unterstützt von Herzogin Anna Amalia und ihrem Mann Ernst August, die u. a. im Stadtschloss Weimar wohnten.
Wartburg
Oberhalb von Eisenach thront das Weltkulturerbe Wartburg. An diesem geschichtsträchtigen Ort half Elisabeth von Thüringen den Armen und übersetzte Luther die Bibel. Von der Wartburg bietet sich ein großartiger Blick über Eisenach und die Umgebung – auch auf das benachbarte Weltnaturerbe, den Nationalpark Hainich.
Jüdisch-mittelalterliches Erbe in Erfurt
Die Welterbestätte besteht aus drei Gebäuden inmitten der Altstadt von Erfurt: Synagoge, Mikwe und das „Steinerne Haus“. Sie stehen im ehemaligen jüdischen Viertel, das sich am Westufer der Gera (Breitstrom) entlangzog.
- In Erfurt steht die älteste erhaltene Synagoge Europas. Sie wurde im 11. Jh. in der Waagegasse 8 erbaut und später erneuert und erweitert (1270 und um 1300). Als in Europa die Pest wütete, kam es 1349 zu Judenprogromen. Seitdem diente die Synagoge als Lagerhaus und überstand die Synagogenzerstörungen während des Nationalsozialismus. Im Keller ist der Jüdische Schatz von Erfurt ausgestellt. Während der Progrome versteckte der Bankier Kaiman von Wiehe bei der Synagoge einen Schatz, den man 1998 entdeckte. Der Jüdische Schatz besteht aus über 3100 Silbermünzen und rund 700 Gold- und Silberschmiedearbeiten, manche mit Edelsteinen verziert.
- Direkt am Westufer der Gera entdeckte man 2007 die Mikwe, das Bad für rituelle Reinigungen. Sie wurde 1248 erwähnt und bis zur Vertreibung der Juden 1453 als Mikwe, danach als Lagerraum und im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum genutzt. Webseite: http://juedisches-leben.erfurt.de/jl/de/mittelalter/mikwe/besucherinfo/index.html
- Das Steinerne Haus steht in der Rathausgasse, unweit von Synagoge und Mikwe. Das dreigeschossige Wohnhaus wurde um 1250 erbaut.
UNESCO-Weltnaturerbe in Thüringen
Nationalpark Hainich
Bei Eisenach erstreckt sich der größte Laubwald in Deutschland: der Nationalpark Hainich. Er ist Teil des UNESCO-Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“, zu dem in Deutschland noch vier weitere Wälder zählen. Auf dem Baumwipfel-Pfad kann man den Wald ganz neu entdecken. Gut kombinierbar mit einem Besuch der Wartburg!
Ehemalige Kandidaten für das Welterbe in Thüringen
Erfurt, Dom und St. Severi (1990)
Vom großen Domplatz in der Altstadt Erfurt führen die Domstufen (große Freitreppe) hinauf zum Domberg. Auf dessen Südseite steht der Erfurter Dom, im Norden die Kirche St. Severi. Im Erfurter Dom sind sehenswert: die 18,6 m hohen Glasfenster (1370–1420), die zu den besterhaltenen Deutschlands zählen, das große Chorgestühl (nach 1329), der barocke Hochaltar sowie der Wolframleuchter (um 1160). Im Glockenstuhl des Mittelturms hängt die Maria Gloriosa: die größte freischwingende Glocke der Welt. Sie wiegt 11,45 t (Guss: 1497).
St. Severi ist eine fünfschiffige Hallenkirche. Nach dem Stadtbrand 1472 erhielt sie das mächtige Walmdach, das im Osten drei Türme überragen. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen der Severi-Sarkophag (1360-70) und das 15 m hohe Taufstein-Gehäuse (1467). Das filigrane Gerüst ist nicht etwa aus Metall, sondern aus Stein: ein Höhepunkt spätgotischer Bildhauerkunst (https://www.fh-erfurt.de/kr/restaurierungen-im-in-und-ausland/plastische-bildwerke-und-architektur-aus-stein/taufstein-erfurt-severikirche/).
KZ Buchenwald
Nördlich von Weimar, auf dem Ettersberg, entstand ab 1937 das Konzentrationslager Buchenwald. Bis 1945 wurden dort rund 266.000 Personen gefangen gehalten. Rund 56.000 starben an den Haft- und Arbeitsbedingungen in dem Steinbruch. Oder sie wurden z. B. in der Genickschussanlage getötet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Lager als sowjetisches „Speziallager Nr. 2 Buchenwald“. Von den rund 28.000 Gefangenen starben etwa 7.000. Südlich des KZ Buchenwald erstreckt sich die Gedenkstätte Buchenwald (1954–58). Webseite: https://www.buchenwald.de/.
Tobiashammer in Ohrdruf
Südlich der Kleinstadt Ohrdruf (9.800 Einw.) bei Gotha steht der Tobiashammer. Es handelt sich um eine Hammerschmiede, die 1482 am Fluss Ohra erbaut wurde. Die Wasserkraft treibt vier Wasserräder an, die fünf Fallhämmer bedienen. Nachdem 1592 Tobias Albrecht die Schmiede gekauft hatte, trägt sie seinen Namen und blieb bis 1816 in Familienbesitz. Seit 1988 steht in der Mühle außerdem eine 12.000-PS-Dampfmaschine, eine der größten Europas. Jedes Jahr findet im Tobiashammer ein internationales Schmiede-Symposium statt. Webseite: http://www.tobiashammer.de/
Mühlhausen, Thomas-Müntzer-Stadt (1990)
Thomas Müntzer (1489–1525) hatte sich für die Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft engagiert. So hatte er 1524 auf Schloss Allstedt die sozialen Missstände anprangert. Seine Fürstenpredigt missfiel dem sächsischen Kurfürsten und Müntzer flüchtete nach Mühlhausen, damals eine der der bedeutendsten Städte Thüringens. Die Altstadt Mühlhausen ist sehr gut erhalten. Zu den Wirkstätten Müntzers zählen:
- die gotische Marienkirche. In der – nach dem Erfurter Dom – zweitgrößten Kirche Thüringens predigte Müntzer.
- Das Wohnhaus von Thomas Müntzer steht südwestlich der Kirche (Ecke Herrenstraße/An der Marienkirche). Dort kam der Architekt Friedrich Stüler (1800–65) zur Welt. Er plante u. a. das Neue Museum und die Alte Nationalgalerie (UNESCO-Welterbe Museumsinsel Berlin).
- Die 2,7 km lange Stadtmauer ist fast auf ganzer Länge erhalten. Vor dem Inneren Frauentor steht das Thomas-Müntzer-Denkmal (siehe Foto). Nach der verlorenen Schlacht bei Frankenhausen (1525), nordöstlich von Mühlhausen, wurde Müntzer mit anderen Anführern vor dem Tor enthauptet.
An den Bauernkrieg erinnert das Bauernkriegsmuseum in der Kornmarktkirche. Der Bettelorden der Franziskaner erbaute die Kirche Mitte des 13. Jahrhunderts gegen den Widerstand des Deutschritterordens. Webseite: https://mhl-museen.de/kornmarktkirche.html
Mühlhausen ist außerdem Wirkstätte von Johann Sebastian Bach. Er war von 1708–09 Organist in der Divi-Blasii-Kirche.
An die Schlacht bei Frankenhausen erinnert das Panoramamuseum mit dem riesigen 360°-Gemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ (1.722 m²) von Werner Tübke. Das kreisrunde Museum steht auf dem Schlachtberg bei Bad Frankenhausen/Kyffhäuser und zählt zu den Kulturellen Gedächtnisorten (https://www.kulturelle-gedaechtnisorte.de/startseite.html). Webseite: http://www.panorama-museum.de/
UNESCO-Weltdokumentenerbe in Thüringen
Zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in Thüringen zählen:
- Goethes literarischer Nachlass (2001, Goethe- und Schiller-Archiv Weimar). Das Archiv ist besuchbar. Webseite: www.klassik-stiftung.de
- Handschriften des Buches „Al-Masaalik Wa Al-Mamaalik“ (2015, Forschungsbibliothek Gotha). Das „Buch der Wege und Provinzen“ des iranischen Geografen al-Istachrī (gestorben 951) ist in zwei Abschriften erhalten: Eine arabische Handschrift („Kitāb al-Aqālīm“) von 1173 befindet sich in Gotha. Sie zählt mit einer persischen Abschrift (Nationalibliothek Teheran) zum Dokumentenerbe. (Digitalisat)
- die Weimarer Lutherbibel (1534) als Teil des Dokumentenerbes „Frühe Schriften der Reformationsbewegung“ (2015, Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar), Digitalisate: Band 1, Band 2.
Immaterielles Kulturerbe in Thüringen
Immaterielle Kulturformen sind unterschiedlich weit verbreitet. Man unterscheidet immaterielles Kulturerbe von:
- lokaler Bedeutung (siehe unten),
- regionaler Bedeutung,
- bundesweiter Bedeutung, z. B. Flößerei oder Märchenerzählen.
- universeller Bedeutung. In die UNESCO-Liste („Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“) sind eingetragen: die Falknerei, die Genossenschaftsidee, Orgelbau und Orgelmusik sowie der Blaudruck.
Immaterielles Kulturerbe in Thüringen von lokaler Bedeutung
Zum immateriellen Kulturerbe von lokaler Bedeutung zählen in Thüringen der Eisenacher Sommergewinn und die Heiligenstädter Palmsonntagprozession.
Eisenacher Sommergewinn
Der Eisenacher Sommergewinn ist ein Frühlingsfest, dessen Ursprung wahrscheinlich bis in vorchristliche Zeit zurückreicht. Man feiert den Sommergewinn jährlich am Wochenende vor Sonntag Laetare (Totensonntag). Dann werden die Häuser mit aufwändigen Blumengestecken aus Krepppapier geschmückt, ein Festumzug zieht mit bunten Motivwagen, Fußgruppen und Feuerrädern durch die Straßen und Herr Winter und Frau Sommer liefern sich auf dem Marktplatz ein Wortgefecht, das stets Frau Sommer gewinnt. Webseite: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/sommergewinn.
Heiligenstädter Palmsonntagsprozession
Bei der Heiligenstädter Palmsonntagsprozession trägt man jährlich am Palmsonntag sechs große Figuren durch die Straßen. Sie erinnern an sechs Stationen des Leidensweges Christi. Die Prozession wurde 1581 erstmals erwähnt, seit 1734 findet sie am Palmsonntag (und nicht am Karfreitag) statt. Webseite: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/palmsonntag.
Reiseziel Thüringen
Thüringen Anreise
- ICE-Bahnhof: Eisenach, Erfurt, Gotha, Saalfeld (Saale), Jena, Weimar
- Autobahn: A 4, 9
- Radfernweg:
- D-Route 4 (Mittelland-Route)
- D-Route 11 (Ostsee – Oberbayern)
- Flughafen: – (Leipzig/Halle in Sachsen)
Kurzinfo Thüringen
- Einwohner*innen: 2.135.000
- Landeshauptstadt: Erfurt
- Großstädte: Erfurt (213.000), Jena (111.000)
- Nachbarländer: Sachsen-Anhalt, Sachsen, Bayern, Hessen, Niedersachsen
- Höchster Berg: Großer Beerberg (983 m)
- Hauptgewässer: Werra, Saale; Geißeltalsee (1840 ha)
UNESCO-Welterbe in der Nähe von Thüringen
Das UNESCO-Welterbe in Thüringen zählt zum:
UNESCO-Welterbe in den benachbarten Bundesländern:
- UNESCO-Welterbe in Bayern: Altstadt von Bamberg, Markgräfliches Opernhaus in Bayreuth
- UNESCO-Welterbe in Hessen: Bergpark Wilhelmshöhe
- UNESCO-Welterbe in Niedersachsen: Bergwerk Rammelsberg mit Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft
- UNESCO-Welterbe in Sachsen-Anhalt: Naumburger Dom, Luthergedenkstätte Eisleben
- UNESCO-Welterbe in Sachsen: Montanregion Erzgebirge