Zum UNESCO-Weltkulturerbe in Brasilien zählen Stätten, die mindestens eines von sechs Weltkulturerbe-Kriterien erfüllt haben.
Historische Stadt Ouro Preto
Ouro Preto (75.000 Einw.; gegründet 1711) bedeutet „Schwarzes Gold“. Die einst größte Stadt Amerikas gelangte durch Goldfunde zu Reichtum, der sich im barocken Straßenbild widerspiegelt. Die prächtige Kirche Igreja São Francisco de Assis (1766) ist ein Werk des bedeutendsten Barockarchitekten Brasiliens: Aleijadinho (= Antônio Francisco Lisboa, 1738–1814). Webseite: http://www.ouropretoturismo.com.br/
Die Guaraní bzw. Ava sind ein indigenes Volk. Für sie gründete ab 1610 der Jesuitenorden Siedlungen, die sog. „Jesuitenreduktionen“. Sie dienten dem Schutz vor Sklavenhändlern und der Missionierung. Zum Welterbe zählen fünf Reduktionen:
Salvador de Bahia (2,9 Mio. Einw.) liegt auf einer Landzunge an der Allerheiligenbucht. Zum Welterbe zählen:
Bereiche der Unterstadt (Hafen).
Die Oberstadt (Cidade Alta) ist ein hervorragendes Beispiel für Städtebau und Architektur der Renaissance in Südamerika. Im Viertel Pelourinho (port.: „Pranger“) wurden Sklaven zur Schau gestellt und ausgepeitscht. Zu den sehenswerten Barockkirchen zählt die Kirche Nosso Senhor do Bonfim mit ihren Azulejos.
Die drittgrößte Stadt Brasiliens war von 1549–1763 erste Hauptstadt Brasiliens sowie ab 1558 erster Sklavenmarkt.
Das Heiligtum Bom Jesus de Matosinhos bei der Stadt Congonhas (55.000 Einw.) wurde 1758–72 nach Plänen von Aleijadinho erbaut. Die Anlage besteht aus sieben Kapellen, einer Freitreppe und der Wallfahrtskirche.
Der Name der Kirche lautet: „Santuário do Bom Jesus de Matosinhos“, benannt nach einer Jesus-Skulptur in der nordportugiesischen Stadt Matosinhos. Um Verwechselungen mit der dortigen (sehenswerten) Kirche „Igreja do Bom Jesus de Matosinhos“ zu vermeiden, trägt das UNESCO-Welterbe den Namen „do Congonhas“. Die portugiesische Stadt Matosinhos wiederum kandidiert für das UNESCO-Welterbe in Portugal, und zwar unter dem Titel „Ensemble der architektonischen Werke Alvaro Sizas in Portugal“ (https://whc.unesco.org/en/tentativelists/6224). Zu Sizas Werk in Deutschland zählt das „Bonjour Tristesse“ genannte Wohnhaus (1982–83) in Berlin.
Brasília
Brasília (3,1 Mio. Einw.) ist Brasiliens dritte Hauptstadt (nach Rio und Bahia). Ab 1956 wurde sie mit großen Hoffnungen als Symbol für Fortschritt und Moderne aus dem Boden gestampft. Die Pläne stammen von Lúcio Costa und Oscar Niemeyer (ehemaliger Assistent Le Corbusiers, desse Werk ebenfalls UNESCO-Welterbe ist). Auf kreuzförmigen Stadtgrundriss mit kreuzungsfreien Straßen stehen elegante Großbauten weit auseinander – eine autobedürftige und autogerechte Stadt. Die Monumentalachse (Eixo Monumental) ist 250 m breit.
Im Nationalpark Serra da Capivara (1.306 km²) haben sich zahlreiche Felsmalereien sowie menschliche Artefakte erhalten. Manche sind wohl ca. 30.000 Jahre alt. Die Funde stellen die Geschichte der Besiedlung Amerikas auf den Kopf: Sie erfolgte wohl nicht erst durch die Clovis-Kultur, die vor 12.000 Jahren von Norden über die Beringstraße kam. Die Funde der Serra da Capivara legen nahe, dass Südamerika möglicherweise von Afrika aus besiedelt wurde. Webseite: http://www.fumdham.org.br/
Die Hauptstadt des Bundesstaates Maranhão, São Luís (1,1 Mio. Einw.), wurde auf einer Insel an der Atlantikküste 1612 durch Frankreich gegründet, 1631 durch Niederländer und 1664 durch Portugiesen erobert. Die Altstadt ist durch ein rechteckiges Straßenmuster gegliedert; manche Häuser sind mit blauen Azulejos-Fliesen verziert.
Eine 1713 gegründete Siedlung wurde in Diamantina (48.000 Einw.) umbenannt, nachdem man dort Edelsteine entdeckt hatte. Bis ins 19. Jahrhundert war die Stadt ein weltweit bedeutendes Zentrum der Diamentförderung. In der gut erhaltenen Altstadt, die sich durch Kirchen und zahlreiche Holzbauten auszeichnet, steht u. a. das Wohnhaus des Präsidenten Kubitschek, der mit Pampulha und Brasilia zwei Welterbestätten initiierte (siehe unten). Webseite: http://diamantina.mg.gov.br/
Der Schatzsucher Bueno da Silva entdeckte im Jahr 1726 Gold am Rio Vermelho in der Serra Dourada („Goldgebirge“). Flussaufwärts entstand die Goldgräbersiedlung Goiás (22.000 Einw.), benannt nach dem einheimischen Stamm. Aus dieser Zeit haben sich viele barocke Wohnhäuser und Kirchen erhalten. Goiás war bis 1933 Hauptstadt des Bundesstaates Goiás und wurde abgelöst durch die auf dem Reißbrett entworfene Stadt Goiânia (1,5 Mio. Einw.). Webseite: http://www.vilaboadegoias.com.br
Der rechteckige Platz São Francisco in der Hafenstadt São Cristóvão (91.000 Einw.; gegründet 1590) bildet das Zentrum der Oberstadt. Er wird begrenzt durch das Kloster São Francisco (Nord), das Waisenhaus (Ost) und den Provinzpalast (Süd), der heute das Historische Museum von Sergipe beherbergt.
Rio de Janeiro: Carioca-Landschaften zwischen Berg und Meer
Carioca ist die Bezeichnung der Bewohner*innen von Rio de Janeiro (6,7 Mio. Einw.). Vier Carioca-Landschaften zählen zum Welterbe:
Zone 4 umfasst den Eingang zur Guanabara-Bucht (auf dem Bild links) mit dem Strand Copacabana und dem Zuckerhut (396 m; siehe Bildhintergrund).
In Zone 3 liegen der Botanische Gartenvon Rio de Janeiro (UNESCO-Biosphärenreservat) und der Corcovado (710 m). Auf ihm steht die 31 m hohe Christusstatue Cristo Redentor (erbaut 1922–31), ein Werk von Paul Landowski. Die (angeblich) größte Favela Südamerikas, Rocinha, erstreckt sich südlich der Welterbegrenze. Die genauer Einwohnerzahl ist unbekannt, es sollen ca. 200.000 sein.
Die Zonen 1 und 2 liegen im Nationalpark Tijuca (40 km²): die Berge um den Pico da Tijuca (1.022 m) sowie ein kleines Gebiet mit den Bergen Pedra da Gávea (844 m) und Pedra Bonita (693 m).
Das Ensemble der Moderne in Pampulha (Stadtteil von Bel Horizonte, 2,5 Mio. Einw.) besteht aus vier Gebäuden (Casino (heute: Kunstmuseum), Tanzsaal, Golf Yachtclub und die Kirche São Francisco De Assis). Sie entstanden in den 1940er Jahren am Ufer des künstlichen Pampulha-Sees (2,6 km²) und sind ein Gemeinschaftswerk von Oscar Niemeyer (Architekt), Roberto Burle Marx (Gärtner), Alfredo Ceschiatti (Skulpteur) und Candido Portinari (Maler).
Der Initiator, Bürgermeister Kubitschek de Oliveira, veranlasste später als Brasiliens Präsident den Bau der neuen Hauptstadt Brasilia.
Der Valongo-Kai (erbaut 1811–17) in Rio de Janeiro (6,7 Mio. Einw.) diente als Anlegestelle für die Sklaventransportschiffe aus Afrika. Er verlor diese Funktion 1831 mit dem Verbot des transatlantischen Sklavenhandels. Mindestens 500.000 entführte Afrikaner*innen wurden von hier in die Sklaverei verkauft, z. B. auf den Zuckerrohrplantagen. Die archäologische Stätte befindet sich an einer stark befahrenen Kreuzung an der Grenze zwischen den Stadtteilen Gamboa und Saúde, ca. 400 m südlich der heutigen Ufermauern.
Roberto Burle Marx (1909–94) war ein brasilianischer Landschaftsgärtner mit Trierer Wurzeln. Die Roberto-Burle-Marx-Stätte (0,4 km²) ist ein Anwesen westlich von Rio de Janeiro, das Marx in über 40 Jahren gestaltete: zu einem tropischen Landschaftsgarten mit Wasserläufen und kleinen Teichen. Webseite: https://sitioburlemarx.org/
Gemischtes UNESCO-Weltkulturerbe & Weltnaturerbe in Brasilien
Paraty und Ilha Grande – Kultur und Biodiversität
160 km westlich von Rio de Janeiro liegt die Insel Ilha Grande (193 km²) in der Bucht von Ilha Grande. Höchster Berg ist der Pico da Pedra D’Água (1.031 m). Die Insel diente u. a. als Lepra- und Gefangenenkolonie. In den Regenwäldern leben u. a. Brüllaffen.
An Westküste der Bucht liegt die wohl besterhaltene Hafenstadt Brasiliens: Paraty (44.000 Einw.). Über die Goldroute (Caminho do Ouro) gelangten Gold und Edelsteine aus dem Landesinneren (Goiás, Diamantina) zu den Schiffen, die den Reichtum nach Europa führten und bei der Rückfahrt entführte Afrikaner*innen, später Auswanderer aus Europa mitbrachten. Die Wälder der Ungebung sind ebenfalls Teil des Welterbes. Webseite: http://www.paraty.tur.br/
20 km nordöstlich der Illha Grande, an der Nordküste der Bucht, steht Brasiliens einziges Atomkraftwerk, das AKW Angra. In ihm kommt z. T. deutsche Technologie zum Einsatz.
Grün steht für das portugiesische Geschlecht Braganza, die mit Pedro I. und II. 1822–89 die Kaiser Brasiliens stellten,
Gelb für das Geschlecht der Habsburger (dem die erste Kaiserin Maria Leopoldine entstammt).
Blau steht für den Himmel über Rio de Janeiro. Am Tag der Ausrufung der Republik (15.11.1889) zeigten sich die in der Flagge dargestellten 27 Sterne. Sie repräsentieren die 27 Bundesstaaten Brasiliens (mehr Infos).
Großstädte: São Paulo (12,4 Mio. Einw.), Rio de Janeiro (6,7 Mio.), Brasília (3,1 Mio.), Salvador (2,9 Mio.), Fortaleza (2,7 Mio.), Belo Horizonte (2,5 Mio.), Manaus (2,2 Mio.),
Hauptgewässer: Amazonas (ca. 6.600 km), Paraná (mit Rio Grande ca. 4.880 km), Rio Negro (2.253 km), Rio Uruguay (ca. 1.800 km), Rio Madeira (mind. 1.450 km); Entensee (Lagoa dos Patos, 10.100 km² große Lagune) Laguna Merín (3.750 km²)