UNESCO-Welterbe in Baden-Württemberg: 7 Sehenswürdigkeiten
UNESCO-Welterbe in Baden-Württemberg. Überblick
Das UNESCO-Welterbe in Baden-Württemberg besteht aus sieben Welterbestätten (Stand 2024):
Obergermanisch-Raetischer Limes (zusammen mit Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz),
Kloster Maulbronn,
Klosterinsel Reichenau,
Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen (zusammen mit Bayern und anderen Ländern),
Das architektonische Werk Le Corbusiers – zwei Häuser der Weißenhofsiedlung in Stuttgart (zusammen mit anderen Ländern weltweit),
Höhlen und Eiszeitkunst im Schwäbischen Jura
Kurort Baden-Baden (zusammen mit Bad Ems, Bad Kissingen und acht weiteren Kurorten in Europa)
Das UNESCO-Weltdokumentenerbe in Baden-Württemberg umfasst drei Dokumente. Zum immateriellen Kulturerbe von regionaler Bedeutung zählen die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht und die Amateurmusikpflege in Baden-Württemberg.
Mit den drei benachbarten Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern teilt sich Baden-Württemberg das Weltkulturerbe „Obergermanisch-Rätischer Limes“. An einigen Stellen hat man Wachttürme oder Kastelle rekonstruiert, ein Beispiel ist das Ostkastell Welzheim (siehe Foto). Dem Limes folgt der Deutsche Limes-Radweg bzw. -Wanderweg.
Kloster Maulbronn in der Nähe von Pforzheim gilt als eine der besterhaltenen Klosteranlagen in Europa. Hinter der turmbewehrten Mauer geben Wirtschaftsgebäude und Klausur Einblick in das Leben in einem Zisterzienserkloster. Maulbronn ist auch bekannt durch den Klosterschüler und späteren Nobelpreisträger Hermann Hesse (1877–1962), der mit der Erzählung „Narziß und Goldmund“ (1930) ebenfalls Einblick in (s)ein Leben in Maulbronn bietet.
Im Bodensee liegt die Klosterinsel Reichenau, die im frühen Mittelalter ein kulturelles Zentrum des Abendlandes war. Das Kloster ist berühmt für die „Reichenauer Handschriften„, von denen zehn zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählen. Sie gelten als Meisterwerke der ottonischen Buchmalerei und lagern in Bibliotheken außerhalb der Insel Reichenau. Genauso meisterhaft (und auf der Insel zu besichtigen) sind die ottonischen Wandmalereien in der St. Georgs-Kirche.
Das Welterbe besteht aus 111 Fundstellen (u. a. in Deutschland, Schweiz und Österreich), von denen viele unscheinbar oder nicht sichtbar sind. Lohnenswert ist ein Besuch im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee (siehe Foto). Dort hat man mehrere der Pfahlbauten rekonstruktiert. Am Federsee bei Bad Buchau führt vom Federseemuseum (Freilichtmusem) der 1,5 km lange Federseesteg durch ein großes Schilfgebiet.
In der Weißenhofsiedlung in Stuttgart stehen zwei Häuser von Le Corbusier und Pierre Jeanneret, die Teil einer transnationalen Welterbestätte sind. In einem der Häuser ist das Weissenhofmuseum untergebracht, in einem anderen hat man die Inneneinrichtung rekonstruiert. Mehr zum UNESCO-Weltkulturerbe „Das architektonische Werk Le Corbusiers – zwei Häuser der Weißenhofsiedlung in Stuttgart“:
In den Höhlen im Achtal und im Lonetal (bei Ulm) lebte eine Steinzeitkultur, die vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer Spuren hinterlassen hat. Manche der kleinen Höhlen sind frei zugänglich. Fundstücke, darunter die ältesten Musikinstrumente der Menschheit, sind in Museen (Tübingen, Blaubeuren) ausgestellt.
Die Kuranlagen in Baden-Baden zählen zum UNESCO-Welterbe „Bedeutende Kurstädte Europas“ (Great Spa Towns of Europe). Die heißen Quellen nutzten bereits die Römer. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Baden-Baden zu einem der beliebtesten Kurorte Europas.
Es gibt bislang kein UNESCO-Weltnaturerbe in Baden-Württemberg. Das Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst“ ist keine Weltnatur- und keine gemischte Welterbestätte. Es gibt in Baden-Württemberg allerdings zwei UNESCO-Biosphärenreservate, die man hier aber „Biosphärengebiet“ nennt.
UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb
Das 852 km² große Biosphärengebiet Schwäbische Alb (2009) erstreckt sich bei Reutlingen vom Mittleren Albvorland bis zur Donau. Die Landschaft ist geprägt durch Streuobstwiesen, Schluchtwälder oder Wacholderheiden. (Webseite: www.biosphaerengebiet-alb.de/)
UNESCO-Biosphärenreservat Schwarzwald
Im Südschwarzwald – in der Nähe der Stadt Freiburg – liegt das rund 632 km² große Biosphärengebiet Schwarzwald. (2016; Webseite: www.biosphaerengebiet-schwarzwald.de) Dieses Gebiet ist nicht identisch mit dem Nationalpark Schwarzwald, der kleiner (100,62 km²) ist und weiter nördlich liegt.
Ehemalige Kandidaten für das UNESCO-Welterbe in Baden-Württemberg
Freiburger Münster (1984–96)
Um 1200 begann der Bau des Freiburger Münsters. Geplant war eine romanische Kirche mit zwei Türmen wie beim Vorbild des Basler Münsters. Um 1230 nahm man sich das Straßburger Münster zum Vorbild: eine frühgotische Kirche mit nur einem Turm. Er wurde um 1330 vollendet und war mit 116 m Höhe eines der höchsten Gebäude der Welt. Münster und Turm überstanden die Zerstörung Freiburgs 1944 unversehrt. Zu den Sehenswürdigkeiten des Freiburger Münsters zählen die Portalvorhalle mit reichem Figurenschmuck (um 1300) und der Hochaltar (1512–16), den der schwäbische Renaissance-Künstler Hans Baldung schuf.
Während der Fastenzeit verhüllt Europas größtes Fastentuch (1612) den Altar. Es ist rund 10 m mal 12 m groß. Die ältesten Glasfenster stammen aus dem 13. Jahrhundert. Im Freiburger Münster erklingen eine der größten Orgelanlagen und Geläute Deutschlands. Webseite: https://www.freiburgermuenster.info/
Abtei Weingarten (1984–96)
In der schwäbischen Stadt Weingarten, nordöstlich vom Bodensee, steht die 1056 gegründete Abtei Weingarten. Die Klosterkirche St. Martin (1714–24; Franz Beer) ist mit 108 m Länge die größte Barockkirche Deutschlands. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die farbenfrohen Fresken (Cosmas Damian Asam) und die Welfengruft. St. Martin war Grabstätte der Welfen, die Herzöge in Bayern, Sachsen und Braunschweig stellten. Im Innenhof erinnert eine Kopie des Braunschweiger Löwen an den Welfen Heinrich der Löwe. (Das Original war Kandidat für das UNESCO-Weltkulturerbe 1984–96.) Die große Gabler-Orgel (1737–50) ist bedeutendes Zeugnis des Welterbes „Orgelbau und Orgelmusik“. Webseite: https://www.weingarten-online.de/,Lde/Startseite/Tourismus/Klosteranlage.html
Weingartener Blutritt
Ein (gescheiterter) Kandidat für das immaterielle UNESCO-Welterbe ist der 1529 erstmals erwähnte Weingartener Blutritt: Die Heilig-Blut-Reliquie wird am Blutfreitag in Begleitung von tausenden Reitern durch Weingarten und Umland getragen; der Blutritt ist die größte Reiterprozession Europas. Grund für die Ablehnung war, dass Frauen zur Reiterprozession nicht zugelassen waren. Webseite: https://www.blutfreitagsgemeinschaft-weingarten.de/
Hölderlinturm in Tübingen (1993–96)
Der Hölderlinturm steht am nördlichen Neckarufer in der Tübinger Altstadt. Er wurde als Turm der Stadtbefestigung errichtet, später baute man ein Wohnhaus an. Im Obergeschoss des Turms verbrachte der Dichter Friedrich Hölderlin (1770–1843) von 1807 an die letzten 36 Jahre seines Lebens in geistiger Umnachtung, gepflegt von der Tischler-Familie Zimmer. Hölderlin schrieb u. a. Gedichte und den Briefroman Hyperion (1797–99). Nach einem Brand 1874 baute man den Hölderlinturm verändert wieder auf: Der alte Turm besaß kein rundes, sondern ein achteckiges Obergeschoss. Webseite: https://www.tuebingen.de/hoelderlinturm
UNESCO-Weltdokumentenerbe in Baden-Württemberg
Zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in Baden-Württemberg zählen:
das Trierer Exemplar der „Goldenen Bulle“ (2013). Die Goldene Bulle (1356) war quasi das „Grundgesetz“ des Heiligen Römischen Reichs und regelte u. a. die Wahl des deutschen Kaisers. Die goldenen Siegel gaben dem Dokument den Namen. Insgesamt gibt es sieben Abschriften, die alle zum Weltdokumentenerbe zählen. Das im Hauptstaatsarchiv Stuttgart aufbewahrte Exemplar war für den Trierer Erzbischof bestimmt. (Digitalisat)
das Weltdokumenterbe „Nibelungenlied“ (2009) ist in drei Handschriften A, B und C überliefert. Die Handschrift C („Donaueschinger Handschrift“) befindet sich in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. (Digitalisat)
das „Benz-Patent von 1886“ (2011, Daimler-Benz-Archiv). Carl Benz gilt als der Erfinder des ersten motorisierten Automobils der Welt. Digitalisat
Immaterielles Kulturerbe in Baden-Württemberg
Das immaterielle Kulturerbe in Baden-Württemberg ist unterschiedlich weit verbreitet. Man unterscheidet immaterielles Kulturerbe von:
lokaler Bedeutung (siehe unten),
regionaler Bedeutung (siehe unten),
bundesweiter Bedeutung, z. B. Flößerei oder Märchenerzählen. Sie sind eingetragen in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.
universeller Bedeutung. In die UNESCO-Liste („Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“) sind eingetragen: die Falknerei, die Genossenschaftsidee, Orgelbau und Orgelmusik sowie der Blaudruck. Jede Kirchenorgel in Baden-Württemberg verkörpert also das immaterielle Kulturerbe „Orgelbau und Orgelmusik“.
Immaterielles Kulturerbe in Baden-Württemberg von lokaler Bedeutung
Das immaterielle Kulturerbe von lokaler Bedeutung umfasst vier Einträge für Baden-Württemberg:
Immaterielles Kulturerbe in Baden-Württemberg von regionaler Bedeutung
Zum immateriellen Kulturerbe von regionaler Bedeutung zählen in Baden-Württemberg die „Amateurmusikpflege in Baden-Württemberg“ und die „Schwäbisch-alemannische Fastnacht.“
Amateurmusikpflege in Baden-Württemberg
Nach Angaben der UNESCO stammt rund ein Drittel der deutschen Amateurmusikant*innen aus Baden-Württemberg. Die Amateurmusikpflege in Baden-Württemberg wurde 2018 eingetragen in das „Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes in Deutschland“ (Link). Ein Beispiel für eine der zahlreichen Veranstaltungen ist das Landes-Musik-Festival. Es ist das größte Festival der Amateurmusik in Baden-Württemberg. Webseite: https://www.landesmusikfestival.de). Weitere Musikveranstaltungen in Baden-Württemberg sind hier gelistet.
Schwäbisch-alemannische Fastnacht
Die schwäbisch-alemannische Fastnacht feiert man in acht Fastnachtslandschaften, die in Baden-Württemberg und der Schweiz liegen. Die Landschaften unterscheiden sich in den Figuren (Holz-, Stoffmasken; Bekleidung), Bewegungsabläufen (Tänze, Sprünge) oder Narrenrufen (Liste). Z. B. tanzen in Schömberg die Fransennarren; in Singen (Hohentwiel) marschiert die Figur „Hooriger Bär“ (andernorts „Strohbär“ genannt). Die Dachorganisation der Fastnachtsvereine ist die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Webseite: http://www.vsan.de/index.php/uebls
Touren & Veranstaltungen in Baden-Württemberg
Viele Städte in Baden-Württemberg bieten Führungen zu Sehenswürdigkeiten an. Hier eine kleine Auswahl: