Das UNESCO-Welterbe in Vorarlberg umfasst zwar gegenwärtig keine Welterbestätte (Stand 2024), aber einen Kandidaten für das UNESCO-Weltkulturerbe: den Bregenzer Wald. In Vorarlberg liegt außerdem das UNESCO-Biosphärenreservat Großes Walsertal. Und man hat in Vorarlberg Handschriften entdeckt, die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählen.
Zum immateriellen Kulturerbe in Vorarlberg zählen sieben Kulturformen:
Der kleinere Vordere Bregenzerwald im Norden erstreckt sich entlang der deutsch-österreichischen Grenze.
Der Hintere Bregenzerwald im Süden umfasst hochalpine Regionen, höchster Berg ist die Braunarlspitze (2649 m).
Die Grenze zwischen beiden Regionen bildet der Fluß Suberach. Charakteristisch für die Kulturlandschaft sind das Bregenzerwälderhaus und die Dreistufenlandwirtschaft (siehe unten). Webseite: https://www.bregenzerwald.at/
Bregenzerwälderhaus
Das Bregenzerwälderhaus ist ein Blockbau mit flachem Satteldach, der Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach vereint. Das Foto oben zeigt im Vordergrund zwei denkmalgeschützte Häuser in Loch, Schwarzenberg (Hinterer Bregenzerwald). Gut zu erkennen am Gebäude links (Loch 266; unter dem First die Jahreszahl 1763) ist der Schopf. Es handelt sich um einen verandaartigen Anbau an der südlichen Traufenseite. Der Schopf ist nicht in Blockbauweise errichtet, sondern holzsparender als verbretterer Holzskelettbau. An der Giebelseite befinden sich zahlreiche Inschriften. Beim Gebäude rechts (Loch 265) ist die Giebelseite durch Schindeln geschützt. Die Zeichnung zeigt ein Haus in Egg (Hinterer Bregenzerwald). Es hat zwei Schöpfe. Im Winter steht das Vieh im Stall und erhält Futter aus dem Lager im Obergeschoss (siehe unten Dreistufenlandwirtschaft).
Über die Architektur in Vorarlberg und in den anderen Regionen Österreichs kann man sich auch informieren im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing. Dort steht u.a. ein Bregenzerwälderhaus. (Webseite: https://www.museum-joanneum.at/freilichtmuseum)
UNESCO-Biosphärenreservate in Vorarlberg
Es gibt kein UNESCO-Weltnaturerbe in Vorarlberg, aber ein UNESCO-Biosphärenreservat: das Große Walsertal.
Großes Walsertertal (Großwalsertal)
Das Großwalsertal erstreckt sich südlich des Bregenzerwalds in West-Ost-Richtung. Im 13. Jahrhundert besiedelten Bauern aus dem schweizerischen Wallis, die Walser, das nach ihnen benannte Großwalsertal (das Kleinwalsertal liegt nordöstlich an der deutsch-österreichischen Grenze). Durch das Große Walsertal fließt der Lutzbach. Größte Gemeinde ist Thüringerberg (720 Einw.) am Talanfang. Durch das untere Große Walsertal führt die L 193 bis Fontanella, von dort die L 90 bis Buchboden im oberen Großwalsertal. Webseite: https://www.grosseswalsertal.at/
UNESCO-Weltdokumentenerbe in Vorarlberg
In Vorarlberg lagert kein Weltdokumentenerbe, allerdings war Hohenems Fundort zweier Handschriften, die inzwischen zum UNESCO-Dokumentenerbe zählen.
Hohenems: Nibelungenlied
Die UNESCO hat 2009 drei Handschriften des Nibelungenlieds zum Weltdokumentenerbe erklärt: die Handschriften A, B und C. Sie entstanden in Süddeutschland oder Österreich. Zwei hat der Arzt Jacob Obereit entdeckt, und zwar in der Bibliothek im Palast Hohenems (erbaut 1562–67 nach Plänen von Martino Longhi):
Die Hohenems-Laßbergische Handschrift C (benannt nach dem Besitzer Joseph von Laßberg) entstand im frühen 13. Jahrhundert und wurde 1755 als erste wiederentdeckt. Sie ist in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe aufbewahrt. Das Foto zeigt die erste Seite der Handschrift. Rechts oben das Eigentümerzeichen des J. von Laßberg. (Digitalisat: https://digital.blb-karlsruhe.de/737536)
(Die Handschrift B entstand Mitte des 13. Jahrhunderts und befindet sich in der Klosterbibliothek St. Gallen.)
Immaterielles Kulturerbe in Vorarlberg
Zum immateriellen Kulturerbe in Vorarlberg zählen sieben Kulturformen:
Der Montafoner Dialekt unterscheidet sich von den Nachbardialekten u.a. durch rätoromanische Reliktwörter. Das Rätoromanische reicht ursprünglich bis zum Bodensee. Es wurde ab dem 8. Jahrhundert als Sprache des Volkes zunehmend verdrängt durch das Deutsche, das Amtssprache war. Viele Ortsnamen sind rätoromanischen Ursprungs, z. B. der Name des höchsten Bergs: Piz Buin (Ochsenspitze, 3312 m). Webseite: https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/montafoner-dialekt
Scheibenschlagen
Das Scheibenschlagen findet jährlich am Fastensamstag oder -sonntag („Funkensonntag“) auf Bergen statt. Kleine runde oder quadratische Buchenholzscheiben werden im Feuer zum Glühen gebracht und dann mit einem Stock um die Achse des Schlägers geschwungen. Durch das Schlagen auf den Scheibenbock löst sich die Scheibe und fliegt leuchtend ins Tal. Webseite: https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/scheibenschlagen
Funkensonntag
Am Funkensonntag brennt man das Funkenfeuer ab. Es besteht aus aufgeschichtetem Holz (oder Stroh). Auf der Spitze ist eine Puppe befestigt (siehe Foto oben: im Hintergrund ein noch nicht abgebranntes Funkenfeuer). Das Foto links zeigt die Vorbereitungen für einen über 60 m hohe Funken in Lustenau. Der Holzturm schaffte es 2019 als „höchstes Lagerfeuer“ in das Guinessbuch der Rekorde. Webseite: https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/funkensonntag